berlinmusik: Cool & flauschig
An dieser Stelle sei einmal ausdrücklich betont, dass es gar nicht genug plätschernden Psychedelic-Pop auf dieser Welt geben kann, denn die träge Coolness, die von diesem Genre ausgeht, findet man ja sonst kaum noch irgendwo. Wie gut also, dass es The Gondors gibt. Das israelisch-wahlberlinerische Trio hat 2013 bereits drei verspielte experimentelle Alben (digital) veröffentlicht. Nun erscheint mit „Waiting for Tomorrow“ eine neue Single, und die zwei Stücke haben alles, was das psychedelisch tickende Herz begehrt: hübsche Keyboard-Untermalungen, eine mal cleane, dann verzerrt zum Solo ansetzende Gitarre, ein pluckernder Midtempo-Beat – und dazu singt eine Lou-Reed-geschulte Stimme mit tiefem und doch weichem Timbre. Runde Sache das.
Die erste Zeile, der erste Satz muss sitzen, das gilt nicht nur für Romane und Texte im Allgemeinen, sondern auch für Popalben. „Ich würde alles noch einmal tun“, lautet der erste Vers auf dem Debütalbum der Berliner Indiecombo Die Wände (ehemals Girlie), und auf der Gelungenheitsskala stünde er ziemlich weit oben (weiter geht der Songtext übrigens mit: „Ich geh mit dir bis zum Ende“, und das Stück handelt, na klar, von der Liebe). Wie man überhaupt sagen kann, dass „Im Flausch“, so der Titel des Werks, auf der Gelungenheitsskala recht weit oben anzusiedeln ist.
Acht Lieder haben Die Wände hier versammelt; variable Gitarren à la Sonic Youth oder Pavement sind zu hören, allerdings gibt es auch Anleihen an andere Stile: In „Im Automaten“ erklingen shoegazermäßige Gitarrenattacken, und das tolle „Alles ist klasse“ beginnt mit einem eingefadeten motorischen Beat, wie er im Krautrock gern verwendet wurde. Textlich ist das auch alles überdurchschnittlich gut, Carsten von Postel überzeugt am Gesang mit seiner etwas angeödet-kratzigen Stimme, die gut zu den Lyrics passt. Die lauten dann zum Beispiel: „Ich finde nichts mehr gut/Ich leg mich nicht mehr fest/Ich schmeiße alles hin“.
Noch Fragen? Ach ja, eine noch: Bilden Die Wände bald zusammen mit Die Türen und Fenster die Berliner Supergroup Das Zimmer?Jens Uthoff
The Gondors: „Waiting For Tomorrow“ digital via: thegondors.bandcamp.com, Releaseparty: 8. 3., 20 Uhr, Trickster
Die Wände: “Im Flausch“ (Späti Palace/Morr), Releaseparty: 14. 3., 21 Uhr, Urban Spree
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