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Immer noch nicht witzig

Das Bremer Kriminaltheater führt mit Edgar Wallaces „Die Tür mit sieben Schlössern“ vor, dass altbackener Altherrenhumor mit ein bisschen halbherziger Ironie nicht zu retten ist

Pointen wie mit der Axt: Edgar Wallace im Bremer Kriminaltheater Foto: Claudia Hoppens

Von Florian Maier

Bei Geschichten von Edgar Wallace kann man sicher sein, dass sie in Zügen, auf alten Anwesen oder in Bibliotheken spielen. Hier geht es so: Tresorknacker Lew Pheeney erzählt Bibliothekarin Sybil Landsdown (in der Bibliothek) aufgeregt von einer einbruchsicheren Tür mit sieben Schlössern (auf einem alten Anwesen). Nicht einmal er, als bester seines Faches, hat es geschafft, sie zu knacken. Dramatische Sprechpausen. Nächste Szene: Eine Leiche wird gefunden (im Zug). Und das vertraute Intro vom Band: „Hallo, hier spricht Edgar Wallace.“

Zu sehen ist „Die Tür mit sieben Schlössern“ derzeit im Bremer Kriminaltheater. Hier ermittelt der Scotland-Yard-Kommissar Dick Martin mit Kollegen in einer Mordserie, in der bei jedem der Opfer Schlüsselbänder aufgefunden werden. Dabei spielt auch Sybil Landsdown eine große Rolle, da sie einerseits als Zeugin und dann als Liebelei des Inspektors fungiert.

Das Stück will als Persiflage auf den 1962 erschienen, und von der Kritik verrissenen Film verstanden werden. Mit viel Klamauk und Slapstick versucht Regisseur Ralf Knapp Edgar Wallace, dessen Romanfiguren und sein Frauenbild aufs Korn zu nehmen – ähnlich wie es Oliver Kalkofe und Bastian Pastewka bereits 2004 mit ihrem Spielfilm „Der Wixxer“ versucht haben.

Doch im Kriminaltheater gelingt das nur mäßig. Das Skript hatten Gabriele Rotmüller und Alexander Liegl 2007 für das Münchner Lustspielhaus geschrieben. Liegl ist für dadaistische Programme und seinen derben bayerischen Humor bekannt. Die Bremer Inszenierung klingt hingegen wie ein angetrunken erzählter Ostfriesen-, Blondinen- oder Österreicherwitz. Mehr als Wortspiele, Pipi-Kacka-Humor und „Hihi Puff“ hat die Inszenierung leider nicht zu bieten.

Lediglich eine von drei Frauenrollen erfährt eine wirkliche Entwicklung – und das auch erst in den letzten Minuten des Stückes. Die anderen beiden, gespielt von Männern, bleiben eher blass, was am Frauenbild von Wallace liegen mag, bei dem starke Frauenrollen allerhöchstens verbiestert vorkamen. Meist waren sie aber eh nur schmückendes Beiwerk oder harrten als Damsel in Distress auf Rettung. Erkennbare Mühe, das aufzubrechen, hat sich Knapp nicht gegeben.

Wirklich unangenehm wird der Humor bei der Darstellung des Kriminalassistenten Holmes durch Martin Leßmann. Er spielt ihn als eifersüchtigen Klischeeschwulen, der offensichtlich in den Inspektor Dick Martin verliebt ist, inklusive nasaler Stimme, spitzen Fingern und ganz viel „Ach du meine Güte“. Zwischen ständigen Szenenwechseln und kurzen Bildern findet keine Personenentwicklung statt, es bleibt an der Oberfläche und bei den Klischees. Doch wenn ein Cis-Mann in einem Kleid oder mit Bustier die Bühne betritt, ist das Gelächter im Publikum groß. Die folgende schlechte Balletteinlage (anscheinend typisch weibliches Verhalten) steigert das Gejohle noch.

Immerhin bekommen auch ein paar der Männerrollen ihr Fett weg. So entpuppt sich der Hauptkommissar bald als redseliger Angeber, der stets von seinen großen Werken als Romanautor schwärmt und darüber den Fall aus den Augen verliert. Bei Bibliothekarin Landsdown ist das zwar anders – und trotzdem ist natürlich sie es, die am Ende vom heldenhaften Kommissar aus der Gefahr errettet werden muss.

Dieses ziellose Aufeinandertreffen der Stereotype wird von den vier Darsteller*innen Franziska Mencz, Christian Aumer, Christian Kaiser und Martin Leßmann gespielt, während sie sich gleichzeitig auch noch um Bühne und Kostüme kümmern müssen. Das Spiel leidet unter dieser Vielzahl an Beschäftigungen, doch führen diese schnellen Umzüge hin und wieder zu unfreiwilliger Situationskomik abseits der schlecht geschriebenen Witze. Die Bühne besteht fast nur aus einer drehbaren Leinwand, die allerdings tatsächlich witzige Gimmicks bereithält und den Abend so immerhin in Teilen unterhaltsam macht.

Trotzdem fragt man sich nach den zwei Stunden im Theater, ob diese Art von Abendunterhaltung wirklich noch zeitgemäß ist. Man hätte sich gleich einen alten Edgar-Wallace-Film angucken können. Unfreiwillig ulkig wäre der auch. Und man hätte den Humor immerhin noch auf die alten Zeiten schieben können.

Wieder: 2. März, 20 Uhr, sowie am 3. März, 16 Uhr, Bremer Kriminaltheater

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