Arztpraxen kränkeln

Ärzte und Arzthelferinnen demonstrieren gegen Sparkurs der Krankenkassen und weiteren Jobabbau

Lauten Protest gab es gestern Mittag auf dem Gänsemarkt. Etwa 2.000 Ärzte, Arzthelferinnen und Patienten kamen zusammen, um gegen den Sparkurs der Krankenkassen zu demonstrieren (Foto), der die Entlassung von bis jetzt 750 Arzthelferinnen zur Folge hatte. Weitere 2.000 Stellen seien akut gefährdet, so der Koordinator der Demonstration, Dr. Dirk Heinrich. Unter dem Motto „Ein Arzt allein ist noch keine Praxis“ forderte Heinrich die Politiker auf „sich um die noch bestehenden 8.000 Arzthelferinnenstellen zu kümmern.“

„Das Problem ist“, erläutert der Horner Hautarzt Dr. Florian Diaz, „dass das Budget für die kassenärztlichen Praxen vor Jahren festgeschrieben wurde, wir heute aber mehr Leistungen erbringen müssen.“ Durch die Überalterung der Gesellschaft hätte er immer mehr PatientInnen, gleichzeitig würde die medizinische Versorgung teurer. Weil die Personalkosten in den Praxen etwa 70 Prozent ausmachten, seien Arbeitsplatzverluste bei unveränderten Bedingungen „daher kaum mehr abzuwenden“, so die Ärztekammer.

„Die Kasseneinnahmen reichen nicht aus“, so Diaz, „wir sind auf die privat Versicherten angewiesen. In Blankenese sind das vielleicht 20 Prozent der Patienten, bei mir in Horn sind es nur fünf Prozent.“ Deshalb gäbe es eine Abwanderung der Praxen aus sozial schwachen Gebieten in lukrativere Teile Hamburgs, so Heinrich. „Wenn sich die kassenärztliche Praxis nicht mehr lohnt, verschlechtert sich zuerst die Versorgung der Schwächsten. Das ist unsozial.“ AG / Foto: HS