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Sauber-Grüne
„Mitte setzt auf Zucht und Ordnung“, taz vom 19. 1. 19
Stephan von Dassel, grüner Bezirksbürgermeister in Mitte, dankt nach brutaler Räumung einer Obdachlosen den Mitarbeitern des Ordnungsamtes für ihren engagierten Einsatz. Die taz überschreibt ihren Artikel dazu mit einem Ausdruck, den man in der Zeit des Nationalsozialismus als Grundlage einer nationalsozialistischen Ethik verwendet hat. Herr von Dassel will mit Hilfe des Ordnungsamtes „Autorität“ und „Disziplin“ wieder durchsetzen und rechtfertigt dies mit der Aussage, dass man manche Menschen zu ihrem Glück zwingen muss.
Eine ähnlich brutale Räumung durch das Ordnungsamt habe ich am Boxhagener Platz selbst erlebt. Ob sich die grüne Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann hier ebenfalls bedankt hat, ist mir nicht bekannt.
Ebenfalls nicht bekannt ist mir Ihre und die Einstellung der „Grünen“ zu diesem Thema. „Grün“ kann auch „rechts“, so scheint es mir, und das kommt bei vielen Wählern gut an. Wird hier am Traum einer sauberen Stadt gearbeitet? Saubere Luft, saubere Straßen – kaputt können sie ruhig sein –, saubere Menschen und das Ordnungsamt hilft beim Sortieren, über eine Bewaffnung wird bereits diskutiert.
Sollen wir den Spendenaufrufen der Kälte- und Obdachlosenhilfe Gehör schenken, oder unterstützen wir mit unseren Spenden die Anschaffung von Schlafsäcken, die im Endeffekt die Straßen verschmutzen und den Staat Geld für die Entsorgung kosten?
Marina Maser, Berlin
Im falschen Film
„Mitte setzt auf Zucht und Ordnung“, taz vom 19. 1. 19
Als ich den Artikel gelesen habe, dachte ich noch, das darf doch nicht wahr sein, und nun habe ich das Video gesehen und muss sagen: Ich bin wohl im falschen Film! Hier werden Menschen, die ohne Obdach sind, schlimmer behandelt als so manches Vieh in einer Massentierhaltung!
Auch Obdachlose haben Rechte, und es ist eine Schande, dass es in einem reichen Land wie der Bundesrepublik Menschen ohne Obdach gibt. Aber das Video und der Bericht, das schlägt doch glatt dem Fass den Boden aus! Anstelle Obdachlose zu schikanieren, sollte man doch lieber gegen die Ursachen vorgehen, die zur Obdachlosigkeit führen! René Osselmann, Magdeburg
Kleine Korrektur
„Die Welt ist im Eimer“, taz vom 18. 1. 19
Eine kleine Korrektur:
1.400 g = 1,4 kg
1.400.000 g = 1.400 kg = 1,4 Mg (Megagramm) = 1,4 t (Tonnen)
1,4 Million Tonnen = 1,4 Mt (Megatonnen, nicht Megagramm) oder eben 1,4 Tg (Teragramm)
Willi Hofmann, Berlin
Armutszeugnis
„Ein bisschen Böller-Verbot“ , taz vom 22. 1. 19
Das groß angekündigte Böllerverbot zu Silvester ist einfach nur lächerlich, weil es auf einige kleine Kieze beschränkt wurde. Andere Groß- und Hauptstädte in der Welt haben auch flächendeckende Verbote ausgesprochen, nur in Berlin ist man angeblich personell nicht in der Lage, dies zu überwachen oder zu kontrollieren. Das ist ein Armutszeugnis für die Ordnungs- und Polizeibehörden der Stadt und kann einem um die gesamte Sicherheit in Berlin an sich bangen lassen! Die Politik in Berlin ist wie schon seit Jahren einfach unfähig! Thomas Henschke, Reinickendorf
4. Gewalt im Staat
„Es ist noch nicht zu spät. Widerstand ist möglich“, taz vom 23. 1. 19
Tolle Glosse, beschreibt sie doch treffend den Widerstand der taz-Redaktion als 4. Gewalt im Staat! Momentan lese ich gerade Jean Feyder (langjähriger Vertreter Luxemburgs bei der UNO): „Leistet Widerstand“. Da scheint mir mehr möglich. Vielleicht ist es ein Anfang, wenn erkannt wird, wie ruhiggestellt wird. Norbert Voß, Berlin
4.000 Euro Kaltmiete
Der neue Mietspiegel
Ich möchte zu dem Thema „Berliner Stadtentwicklung“ auf einen Neubau in Neukölln aufmerksam machen:
Am Maybachufer können ab Februar neue Wohnungen angemietet werden. Die Mieten betragen für 190 Quadratmeter sage und schreibe 4.000 Euro kalt! Das sind 21 Euro pro Quadratmeter. Ist das der neue Mietspiegel?
Die Wohnungen werden unter anderem auf dem Berliner Hauptstadtportal angeboten! Dass die Politik so etwas zulässt, ist ungeheuerlich! Zumal in der Nachbarschaft viele Hartz-IV-Bezieher*innen leben! Dagmar Lesiak, Berlin
Toller Beitrag
„Tanz das Bauhaus“, taz vom 21. 1. 19
Der Artikel von Roland Berg spricht mir aus dem Herzen. Als ich die Programmankündigungen zum Eröffnungsfestival der Berliner Akademie der Künste las, dachte ich nur: Was für ein Geschwurbel!
Richtig gut dagegen war der Entschluss, die Fotoausstellung von Jean Molitor im Willy-Brandt-Haus anzuschauen. Sachliche, wenig retuschierte Schwarz-Weiß-Aufnahmen von „Bauhäusern“ verstreut auf der ganzen Welt. Und das mit knappen analytischen Texten. Ein toller Beitrag zum Jubiläum. Manfred Spohr, Metjendorf
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