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Archiv-Artikel

Als Frau unter Organisten

1909 – 2009: Festkonzert für Käte van Tricht

Von kawe
Karin Gastell

Organistin, Chorleiterin, und künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hochschule für Künste organisierte das Gedenkkonzert

taz: Sie feiern Käte van Trichts 100. Geburtstag mit einem Konzert. Wer war diese Frau?

Karin Gastell: Sie war eine ganz große Organistin. Und die erste Frau, die sich in Deutschland als Konzertorganistin durchsetzen konnte. Viele Bremer kennen sie noch aus ihren Konzerten im Dom.

War ihre Festanstellung 1933 unumstritten?

Sie hat sich 1933 gegen einige (männliche) Bewerber mühelos durchsetzen können. Ihren großen Durchbruch erlebt sie kurz danach beim 26. Deutschen Bachfest in Bremen.

Gegen Ende des Dritten Reiches hatte sie Probleme als Viertel-Jüdin.

Sie wurde wohl aus dem Kollegenkreis denunziert. Sie musste sehr kämpfen, um musikalisch und menschlich zu überleben. Der Dom hat die Aufarbeitung der Geschichte der Dommusik während der NS-Zeit in Auftrag gegeben, da wird man demnächst Näheres hören.

Der damalige Domkantor hat ein wenig die Hand über sie gehalten, das hat sie aber teuer bezahlen müssen.

Ich möchte mich dazu ungern äußern, da dieses zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einmal im Ansatz beurteilt werden kann.

Der Dom hat ihr eine A-Musikerstelle bis zu ihrer Pensionierung 1974 verweigert.

Die jetzige Würdigung Käte van Trichts ist auch aus diesem Grund sehr wichtig. Jahrzehntelang hat sie unter den damaligen patriarchalischen Verhältnissen am Dom und in der Kirchenmusik sehr gelitten.

Was wird ihr zu Ehren heute Abend gespielt?

Unter anderem wird „Laudes Organi“ (Lob der Orgel) gesungen. Ein besonderer Beitrag sind die Lieder des 86-jährigen Sängers Claus Ocker, der jahrzehntelang als Kollege von Käte van Tricht auch im Bremer Dom gesungen hat. Interview: kawe

22. 10., 19 Uhr St. Petri-Dom