: Liebe Grüne, wie wär’s mit uns beiden?
URWAHL In Hannover hat die Suche nach dem Grünen-Duo für die Bundestagswahl begonnen
HANNOVER taz | Das Casting für das Grünen-Spitzenduo für den Bundestagswahlkampf läuft. Am Freitagabend stellten sich die BewerberInnen beim ersten Urwahlforum in Hannover der Parteibasis vor. Zehn weitere Vorstellungsrunden folgen, im Oktober entscheiden dann die 60.000 Mitglieder bundesweit erstmals per Urwahl über ihr Spitzenteam.
Zum Auftakt waren 10 der 15 AnwärterInnen gekommen. Neben den Bundestagsfraktionsvorsitzenden Renate Künast und Jürgen Trittin Parteichefin Claudia Roth und Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt bewerben sich elf Amateurpolitiker – ausnahmslos Männer – für das Spitzenduo. In Hannover waren fünf der sogenannten Basiskandidaten erst gar nicht erschienen.
„Gurkenkönigin“ Merkel
Die Spitzenleute nutzten das Forum in Hannover mit professioneller Geübtheit. Vor allem Parteichefin Roth zielte auf den Nerv der Niedersachsen-Grünen, schimpfte auf Riesenschlachthöfe und die rigide Abschiebepolitik von Innenminister Uwe Schünemann (CDU). Der Niedersachse Trittin hingegen griff vor seiner heimischen Basis vor allem Schwarz-Gelb im Bund an: Kanzlerin Angela Merkel etwa nannte er „Gurkenkönigin“. Ihre Energiewende entwickle sich zur „Vollbremsung mit Peter Altmaier als Airbag“.
Ihn könnten die vielen Amateurbewerber besonders viel Stimmen kosten: Mindestens eine Frau kommt ins Duo, bei der Abstimmung müssen die Parteimitglieder eine ihrer zwei Stimmen einer Frau geben. Der parteiinterne Favorit Trittin buhlt also mit den zehn Basismännern um die Hälfte der Voten.
Letztere blieben bei ihrer ersten Vorstellung noch eher allgemein: Der Tierarzt Peter Zimmer aus Bayern etwa präsentierte sich als „Beauftragter“ seiner Tochter, für die er die Erde retten wolle. Der Philosophiestudent Patrick Held stellte sich als „Getriebener meiner selbst“ vor, der gegen die geopolitischen Krisen dieser Welt kämpfe. Der Schwabe Werner Winkler plädierte für mehr Basisbeteiligung: „Wir Ehrenamtlichen lassen euch Berufspolitiker nicht mehr allein“, erklärte er. Und dankte Parteichefin Roth. Die habe ihn erst zur Bewerbung ermutigt, als sie im Frühjahr verkündete, bei Konkurrenz müsse per Urwahl entschieden werden. TERESA HAVLICEK
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