Schacht Konrad: Das Gebirge bewegt sich

Tonschicht sorgt für Schwierigkeiten beim Bau des Atommüllendlagers in Salzgitter

„Bergleute mögen Tonnicht besonders“

Thomas Lautsch, BGE

Von Reimar Paul

Der Bau des Atommüllendlagers Schacht Konrad in Salzgitter stellt Ingenieure und Bergleute weiter vor Herausforderungen. Beim Auffahren des sogenannten Füllortes, das in einer tonhaltigen Schicht liegt, seien Gebirgsbewegungen „im Zentimeterbereich“ beobachtet worden, teilte die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) mit. Das (sic!) Füllort ist im Bergmannssprech der Bereich des künftigen Endlagers, an dem die leicht und mittelschwer strahlenden Atomabfälle in den Schacht kommen und zu den Einlagerungskammern gebracht werden. Auch wenn es sich bei Teilen von Schacht Konrad, der seit 2007 zum Endlager umgebaut wird, um ein ehemaliges Eisenerzbergwerk handelt, ist das Füllort ein neues Bauwerk.

Auswirkungen auf die Sicherheit haben die Bewegungen der BGE zufolge aber nicht. „Das Ausbaukonzept des Endlagers Konrad ist so ausgelegt, dass Bewegungen aufgenommen werden können“, sagte Sprecherin Dagmar Dehmer. „Unser Ausbausystem hat zum Ziel, Bewegungen zu kontrollieren und nicht zu stoppen.“ Um den Verbund des Gebirges zu erhalten, wollen die Bergleute an problematischen Stellen weitere Anker in das Gestein schlagen. Die zusätzlichen Arbeiten nähmen einen Zeitraum von etwa zwei Wochen in Anspruch, erläuterte Dehmer. Um diesen Zeitraum verlängere sich die Auffahrung des Füllortes, nicht aber der Endtermin zur Errichtung des Endlagers.

„Bergleute mögen das Auffahren von Strecken im Ton nicht besonders“, sagte der technische BGE-Geschäftsführer Thomas Lautsch. „Umso besser, dass wir jetzt unsere ersten Erfahrungen damit machen.“ Durch den Umgang mit der Tonschicht könne einiges für ein mögliches künftiges Erkundungsbergwerk im Ton gelernt werden. Denn bei der angelaufenen Suche nach einem Standort für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle gilt Ton neben Salz und Granit als ein mögliches Wirtsgestein, in dem nach einem geeigneten Endlagerstandort gesucht werden könnte.

Die BGE ist seit dem April 2017 Betreiber von Schacht Konrad. Dort sollen bis zu 303.000 Kubikmeter Atommüll eingelagert werden. Dazu werden die bestehenden Schächte des ehemaligen Eisenerzbergwerks modernisiert und komplett neue Einlagerungstunnel errichtet.

Erst im Frühjahr war bekannt geworden, dass sich die Einlagerung von Atommüll um viereinhalb Jahre verzögert. Das Endlager soll nun 2027 in Betrieb gehen. Aktuell werden die Baukosten mit 4,2 Milliarden Euro beziffert – ursprünglich waren 900 Millionen Euro kalkuliert worden.