Mehr Geld für Frauenhäuser

Nord-Länder wollen Angebot für Schutzsuchende verbessern. Niedersachsen hinkt bei Plätzen hinterher

„Wir haben gefühlt noch mehr Frauen abweisen müssen als die letzten Jahre“

Marion Wenzel, Frauenhaus Osnabrück

Von Frieda Ahrens

Die norddeutschen Bundesländer stecken mehr Geld in den Schutz von Frauen vor Gewalt. Seitdem die Istanbul-Konvention, also das Übereinkommen des Europarates zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, Anfang des Jahres in Kraft getreten ist, stehen die Länder unter Druck. Die Konvention empfiehlt, mit einem Familienplatz im Frauenhaus pro 10.000 Einwohner*Innen zu planen.

Während Hamburg und Schleswig-Holstein genug Plätze gemäß der Konvention anbieten, hat Niedersachsen 400 Plätze zu wenig. Deshalb versucht die Region Hannover jetzt verschiedene neue Konzepte zum Ausbau von Frauenhäusern zu realisieren. „Die drei Frauenhäuser in der Region sind deutlich ausgelastet, die jetzige Anzahl der Plätze muss mehr als verdoppelt werden, um den Bedarf von Frauen in Gewaltnotfällen zu decken“, sagt Regionspräsident Hauke Jagau.

Deshalb soll eine Notaufnahme gebaut werden, die 24 Stunden geöffnet ist und als erste Anlaufstelle in Notsituationen dienen soll. Eine solche gibt es auch in Hamburg. Zudem ist geplant, ein weiteres Frauenhaus in der Region einzurichten, um die jetzigen 51 Familienplätze für Frauen und ihre Kinder auf 117 Plätze zu erhöhen. Damit wären in der Region Hannover die Anforderungen laut der Konvention erfüllt.

Auch Hamburg und Schleswig-Holstein haben in den letzten Monaten die Schaffung von jeweils 30 neuen Plätzen in den Ländern zugesichert. In Schleswig-Holstein unterzeichneten das Land und die Kommunen Ende Oktober eine entsprechende Vereinbarung.

In Hamburg plant Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) weitere Verbesserungen. Das Wohnungsunterstützungsprojekt „vivienda“ soll erweitert werden, das Wohnungen an diejenigen vermittelt, die das Frauenhaus wieder verlassen wollen. Diese Art der Wohnungsvermittlung soll auch ein weiterer Konzept-Baustein bei der Planung in Region Hannover sein, welche die gezielte Suche nach passenden Wohnungen für die betroffenen Frauen und ihre Kinder nach Auszug aus dem Frauenhaus unterstützen will.

Dies wünscht sich Nora Stein, Koordinierungsstelle Häusliche Gewalt beim Landespräventionsrat, auch für ganz Niedersachsen. Die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt verschärfe die Situation zusätzlich, sagte die Expertin. Frauen, die ihren Aufenthalt im Frauenhaus beenden wollten, hätten kaum Chancen, eine eigene Wohnung zu finden.

Das Land Niedersachsen hatte letztes Jahr schon seine Mittel für Frauenhäuser aufgestockt. Marion Wenzel vom Osnabrücker Frauenhaus erklärt, dass diese Zuschüsse vor allem bei der Migrations- und Öffentlichkeitsarbeit geholfen, aber nicht neue Plätze geschaffen hätten. „Es fehlen Plätze, wir haben dieses Jahr gefühlt noch mehr Frauen abweisen müssen als die letzten Jahre.“