Stephanie Grimm hört auf den Sound der Stadt:
Schon als Kind trieb den mehrfachen britischen Beatbox-Champion Darren Foreman aka Beardyman die Frage um, welche Töne er sich noch so entlocken könnte, jenseits des üblichen. Als Erwachsener entwickelte Foreman dann ein Gerät, mit dem er aus der menschlichen Stimme fast jeden Sound generieren und übereinander schichten kann, den Beardytron 5000 MkII. „Es versetzt mich in die Lage, in Echtzeit und nur mit meiner Stimme die Musik zu erschaffen, die ich in meinem Kopf höre – ohne dass mir mein Körper Einschränkungen auferlegt.“ Erleben kann man seinen Sound, der so viel komplexer ist als das rhythmusgetriebene Geschnalze und Geschnurpse, das man als Beatboxing sonst so kennt, am Donnerstag im Gretchen (21 Uhr, Obentrautstraße 19–21, 23 Euro).
Auch bei den Saxophones führen die Assoziationen, die der Bandname weckt, in die Irre. Das Ehepaar Alexi Erenkov und Alison Alderdice macht nämlich sanften Folkpop, dem man ihr hippieidyllisches Leben auf einem Hausboot in der San Francisco Bay Area anhört. Erenkov ist jedoch eigentlich studierter Jazz-Holzbläser. Seinem Saxofon gegenüber entwickelte er ein schlechtes Gewissen, weil er dieser Tage lieber Gitarre zupfte. So benannte er wenigstens seine Band nach dem Instrument – wenn es schon im Sound kaum vorkommt. Zu erleben sind Erenkovs tollsonore Stimme und das federleichte Drumming von Alison Alderdice im Maze (20 Uhr, Mehringdamm 61, 17 Euro). Kalifornische Entspanntheit als Antidot zum vorweihnachtlichen Gerummel!
Ebenfalls Entschleunigung verspricht am Sonntag das Konzert von Malakoff Kowalski. Der deutsch-amerikanisch-persische Musiker und Komponist hat im letzten Jahrzehnt so einiges auf die Beine gestellt, von bratzigen Electro über Theatermusik bis zum gepflegten Soundtrack für Galerien. Sein neues Album „My First Piano“ klingt reduzierter: zarte Melodien mit Wiedererkennungswert, überraschend leise Töne zwischen Klassik und Pop. Chilly Gonzales zumindest ist Fan. Versprochen ist ein Mix aus altem und neuem Material für das Konzert am Sonntag in der Volksbühne (20 Uhr, Rosa-Luxemburg-Platz, 22 Euro).
Etwas mehr Energie wird wohl beim Auftritt des britischen Grime-Star Skepta am Mittwoch durch den Raum flirren. Für sein Album „Konnichiwa“, das auch eine recht eindrückliche Sozialstudie ist, gewann er 2016 den Mercury Prize. Seine letzter Auftritt im Berghain war legendär, jetzt lässt er seine Bässe noch einmal durch das wohl immer noch beste Soundsystem der Stadt rollen (20 Uhr, Am Wriezener Bahnhof, ausverkauft).
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