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Wo die Hexe schenkt

Wie in Frankreich, Italien und Spanien Weihnachten gefeiert wird, kann man beim gemeinsamen „Europatag“ der europäischen Kulturinstitute in Hamburg erfahren

Von Yasemin Fusco

Joyeux Noël et bonnes fêtes! Feliz Navidad! Buon Natale! In Südeuropa wünschen sich die Menschen an unterschiedlichen Tagen eine schöne Weihnacht – und feiern auch unterschiedlich lange. Welche landestypischen Weihnachtstraditionen es in Frankreich, Italien und Spanien gibt, stellen die Kulturinstitute der drei Länder am Freitag in Hamburg vor. Organisiert wird der gemeinsame Tag der offenen Tür nebst Weihnachtsbasar vom Netzwerk der Europäischen Kulturinstitute „European Union National Institutes for Culture“ (EUNIC).

In Italien, erklärt Stefania Frusciante vom Istituto Italiano di Cultura, ist Weihnachten für die Menschen immer noch etwas Heiliges: „Viele Italiener*innen arbeiten nicht in ihrer Heimat, sondern sind in die Städte gezogen. Deswegen freuen sie sich umso mehr darauf, die Feiertage mit ihrer gesamten Familie zu verbringen“, sagt sie.

Genug Zeit dafür haben sie in jedem Fall: In Italien beginnt Weihnachten nicht erst am Heiligabend, sondern mit „Santa Nicola“, dem Nikolaustag am 6. Dezember. Bereits an diesem Tag werden kleine Geschenke und Süßigkeiten an die Kinder verteilt und auch der Weihnachtsbaum aufgestellt. Am 24. Dezember dann wird, ähnlich wie in Deutschland, gemeinsam gegessen. Traditionell gibt es ein Drei-Gänge-Menü mit Fisch als Hauptspeise. Darauf folgt oft eine Tombola, die dem Spiel Bingo in Deutschland ähnelt. In den späten Abendstunden dann lassen die Italiener*innen den heiligen Abend mit einem Besuch eines weihnachtlichen Gottesdienstes ausklingen.

In der Nacht zum 25. Dezember legen sie – respektive der Weihnachtsmann „Babbo Natale“ oder das Christkind „Bambino Gesù“ – Geschenke für ihre Familienangehörigen unter den Weihnachtsbaum. Und der Papst segnet mit dem „Urbi et Orbi“ alle gläubigen Pilger*innen auf dem Petersplatz in Rom.

Neben dem Weihnachtsbaum stehen in Italien traditionell aufwendig gebastelte Krippen, die regional ganz unterschiedlich sind – und sich dabei auch gern auf die aktuelle Weltpolitik beziehen und humoristisch auf das vergangene Jahr zurückblicken. „Das ist eine Kunst für sich; die Italiener legen sehr viel Wert auf ihre Krippen. Sie sammeln Moos, um ihre Böden damit zu schmücken“, sagt Frusciante.

Mit dem Weihnachtswochenende aber ist die Weihnachtszeit in Italien noch nicht vorbei, denn am 6. Januar gibt’s noch mal Geschenke. Die bringt den kleinen Italiener*innen die Weihnachtshexe „La Befana“, eine dem bäuerlichen Volksglauben entstammende alte, hässliche, aber auch liebenswürdige Dame.

Und eine fleißige überdies: Der Legende nach soll sie an ihrem Webstuhl sitzend die frohe Botschaft von Christi Geburt von den Hirten und den drei heiligen Königen erfahren haben. Weil sie aber schnell noch fertig weben wollte, war der Weihnachtsstern, der sie zur Krippe ins heilige Land führen sollte, am Himmel bereits erloschen. In der Nacht vom 5. auf den 6. Januar fliegt sie seitdem mit dem Hexenbesen von Haus zu Haus und rutscht durch den Kamin – auf der Suche nach dem Bambino Gesù. Für die braven kleinen Italiener*innen lässt sie dabei Süßigkeiten zurück – die unartigen bekommen (süße) Kohle.

In Spanien verläuft die Adventszeit eher ruhig. Die große Besonderheit: Als Startschuss gilt die größte Lotterie der Welt, die seit 1812 immer in der gleichen Form stattfindet. Die Spanier verfolgen dann mit Spannung die Ziehung im Fernsehen oder Radio. Zur „Noche ­Buena“, der Heiligen Nacht, versammelt sich die ganze Familie zum gemeinsamen Abendessen. Eine weihnachtliche Spezialität ist das „Turron“, das aus gerösteten Mandeln, Honig und Zucker besteht und auf keinem Weihnachtsteller in Spanien fehlen darf.

Erst in den vergangenen Jahrzehnten ist es in Spanien auch üblich geworden, einen Weihnachtsbaum aufzustellen und zu schmücken. Zum Abschluss werden am Dreikönigstag am 6. Januar schließlich biblische Aufführungen auf öffentlichen Plätzen gezeigt, für die Kinder gibt es dann Süßigkeiten von den drei Königen.

Auch in Frankreich feiert man eher unaufgeregt. Die Geschenke liefert den französischen Kindern in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember der „Weihnachtspapa“ Père Noël via Schornstein direkt in die bereit gestellten Schuhe. Der Heilige Abend ist noch alles andere als besinnlich: ein normaler Arbeitstag, der mit einem großen Festgelage in bunt dekorierten Restaurants und Tanz ausklingt. Festlich wird’s erst am 1. Weihnachtstag. Dann steht die traditionelle „Foie Gras“ (Gänsestopfleber) und der „Bûche de Noël“, ein Kuchen mit Buttercreme in der Form eines abgesägten Baumstammes, auf dem Tisch.

All das kann man am gemeinsamen Tag der offenen Tür natürlich probieren – und fürs gesittete Tischgespräch im Vorwege seine Sprachkenntnisse jeweils in einem Schnellkurs auffrischen. Und wer es schafft, jedes der drei Institute an diesem Tag zu besuchen, kann auch noch an einem Gewinnspiel teilnehmen. Für die Institute steht aber das Kennenlernen der Weihnachtstraditionen im Vordergrund.

„Europa lädt ein! Tag der offenen Tür und Weihnachtsbazar“: Fr, 30. 11., 16 bis 21 Uhr, Hamburg: Instituto Cervantes Hamburgo (Chilehaus, Eingang B, Fischertwiete 1), Istituto Italiano di Cultura (Hansastraße 6) und Institut français de Hambourg(Heimhuder Straße 55)

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