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135 Kilogramm Granit

Heikler Stein des Anstoßes für die Wahrheit

Wie sollen wir das nur erklären? Fangen wir mal von vorne an: Die Wahrheit hat ja gerade im nigelnagelneuen taz-Haus ein Büro bezogen. Wie sich das gehört, haben wir hier unsere Devotionalien ausgebreitet: zum Beispiel die in Stein gemeißelte Fischgräte, die als zentrales Zeichen des Wahrheitklubs immer zu Buchmessen mitreist. Oder die Kalauerkasse, auf deren Dosenrand steht, dass sie „verwaltet wird von Ernst Cassirer“. In die Kasse zahlen wir immer dann ein, wenn die Witze zu unterirdisch werden – ein Euro für ein misslungenes Wortspiel, zwei Euro, wenn man selbst darüber gelacht hat. Was uns aber im neuen Kontor fehlte, war ein zentrales Element, das die Arbeit der Wahrheit repräsentativ symbolisierte, nämlich der Stein des Anstoßes. Und dann haben wir ihn eben bestellt. Aber zu dem Zeitpunkt kannten wir die dpa-Meldung vom Montag noch nicht: „Diebe klauen 135 Kilogramm schweren Stein von Baumarktparkplatz.“ Der 1,20 Meter hohe Granitmonolith sei bereits am vorigen Donnerstag im thüringischen Schleiz verschwunden, obwohl er mit Kleber am Boden befestigt war. Wir schwören Stein und Bein, dass wir nichts davon gewusst haben. Auch wenn wir gewohnt sind, auf Granit zu beißen, dieser heikle Stein des Anstoßes ist uns dann doch zu mächtig.

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