american pie
: Klebriger Kerl

Klay Thompson versenkt unfassbare 14 Dreier in einem Spiel. Grund genug, sich einmal näher mit dem Krieger aus Oakland zu befassen

Es war eine offensive Explosion. Am Montag versenkte Golden State Warrior Klay Thompson in Chicago mit schwindelerregender Leichtigkeit 14 Dreipunktewürfe. Er übertrumpfte die Bestmarke seines Teamkollegen Stephen Curry, der im November 2016 satte 13 Dreier in einem Spiel getroffen hatte.

Thompson ist einer der Superstars der NBA. Das hat er an jenem Tag gezeigt. Trotzdem wird sein Beitrag zur goldenen Dynastie aus Oakland oft unterschätzt. Im Schatten des besten Werfers aller Zeiten, Stephen Curry, und des vielseitigsten Offensivspielers der Liga, Kevin Durant, bleibt wenig Scheinwerferlicht übrig für den Shooting Guard. Dabei waren es Klay Thompson und Steph Curry, die das erfolgsgekrönte Spielsystem der Warriors einst ermöglicht und kultiviert hatten. Endlose Laufwege abseits des Balles gepaart mit historischer Zielsicherheit von der Dreierlinie öffneten Räume für die Mitspieler und führten zu einer Menge freier Würfe. So führten die Splash Brothers die Warriors 2015 zum Titel und 2016 zur besten regulären Saison der NBA-Geschichte (73 Siege). Es war der Beginn des Superteams.

Trotz seines Talents ist Klay Thompson heute nur noch die dritte Option in der Offensive der Warriors. Er ordnet sich ohne Aufsehen zu erregen unter und bricht NBA-Rekorde, wenn er mal einen guten Tag hat. Seine zurückhaltende Art und seine teamverträgliche Spielwiese sind für die NBA-Champions unverzichtbar. Sie halten das Superteam zusammen.

Thompson ist ein sogenannter glue guy. Er hat nicht das Ego eines herkömmlichen Superstars. Sein Trainer Steve Kerr sagte dem TV-Sender ESPN, Thompson könne problemlos sein eigenes Team anführen, aber das wolle er nicht. „Er hat kein Problem damit einfach seine Rolle zu spielen.“

Doch auch die Spielweise von „Killer Klay“ ist wie gemacht für ein Team gespickt mit balldominanten Spielern. Thompson hat das Spiel abseits des Balles perfektioniert. „Ich laufe dahin, wo die Verteidigung nicht ist“, sagt er selbst über sein off-ball-movement. Und sein Trainer meint: „Er hat ein großartiges Gefühl und einen Sinn dafür, sich ohne Ball zu bewegen.“ Thompson nutzt die Blöcke seiner Mitspieler mit unvorhersehbaren Richtungswechseln und Körpertäuschungen, während er die Position des helfenden Verteidigers analysiert und seine Laufwege dementsprechend anpasst.

Diese Improvisationen verschaffen Thompson den Platz, den er effizient direkt per catch-and-shoot nutzt. Im Juni 2017 hatte Thompson auf diese Weise 63 Punkte erzielt, dabei nur elf mal gedribbelt und den Ball über das Spiel hinweg nur insgesamt 90 Sekunden in der Hand gehalten. Thompson zeichnet sich also dadurch aus, Spiele mit seinem außergewöhnlichen Wurf zu dominieren, ohne dabei den Ball zu beanspruchen.

Nach dieser Saison läuft sein Vertrag bei den Warriors aus. Einmal mehr fliegt er unter dem Radar verglichen mit den anderen Superstars, die im Sommer 2019 zu haben sein werden. Weil Thompson aber für das Ideal eines funktionierenden Superteams steht, sollte eine Verpflichtung besonders die Los Angeles Lakers um LeBron James interessieren. Vertraut man dem Bild des bescheidenen, zufriedenen Stars abseits des Scheinwerferlichts, welches so oft von Klay Thompson gezeichnet wird, so besteht bei den Beobachtern rund um die Liga kein Zweifel, dass der Splash Brother den Warriors treu bleibt. Philon Griesel