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Bruch mit Konstantinopel

Russische Orthodoxie reagiert auf Entscheid über Eigenständigkeit der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche

„Russisch-Orthodoxe Kirche wird weiter an Einfluss verlieren“

Roman Lukin, Religionswissenschaftler

Aus Moskau Klaus-Helge Donath

Die Russisch-Orthodoxe Kirche hat auf einer Synode in Minsk am Montagabend den endgültigen Bruch mit dem orthodoxen Patriarchat in Konstantinopel beschlossen. Am nächsten Morgen erfuhren Russlands Gläubige bereits, welche Stätten im Ausland sie besser meiden sollten. Wer den Anweisungen nicht folge, müsse mit Strafe rechnen, ließ die Russisch-Orthodoxe Kirche (ROK) verlauten.

Wer in Istanbul als Tourist beten möchte und eine orthodoxe Kirche betritt, verstößt jetzt gegen den Bannstrahl des Moskauer Patriarchats. Auch für Urlauber auf Rhodos oder Kreta gelte das Verbot.

Gläubige der Russisch-Orthodoxen und Griechisch-Orthodoxen Kirchen dürfen nicht mehr gemeinsam die Kommunion empfangen und deren Priester keinen gemeinsamen Gottesdienst mehr feiern.

Der Bruch zeichnete sich ab, nachdem der ökumenische Patriarch von Konstantinopel Bartolomaios I. Ende August frühere Bedenken ad acta legte, die ihn davon abhielten, der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche Eigenständigkeit (Autokephalie) zu gewähren. Im September entsandte Konstantinopel zwei Bischöfe in die Ukraine, die die Voraussetzungen für eine Fusion der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (Kiewer Patriarchat seit 1992), der ROK des Moskauer Patriarchats in der Ukraine und der Ukrainisch-Autokephalen Orthodoxen Kirche klären sollten.

Der Patriarch der ROK, Kirill, belegte Bartholomaios mit einem Gedenkverbot. Der Patriarch am Goldenen Horn ist der oberste Würdenträger der weltweiten orthodoxen Kirche. Auch die ROK gehört ihr an. Seiner darf nunmehr in russischen Gebeten nicht mehr gedacht werden.

Die Rivalität zwischen der Russisch-Orthodoxen Kirche und dem ranghöchsten Orthodoxen, zieht sich seit Jahren hin. Moskau tut sich schwer, Bartholomaios I. anzuerkennen. Die ROK trachtet danach, mit Hilfe des Kreml die führende Rolle über die weltweit 300 Millionen orthodoxen Christen zu übernehmen. Als Bartolomaios 2016 auf Kreta die orthodoxen Nationalkirchen zum ersten Konzil nach fast 1.000 Jahren einlud, blieb die Russisch-Orthodoxe Kirche der Versammlung fern.

Zwar beruft sich Moskau auf ein Dokument aus dem Jahr 1686, in dem die Kiewer Kirche von Konstantinopel dem Moskauer Patriarchat anvertraut wurde. Die ROK erkennt darin einen einmaligen Akt, während Konstantinopel und Kiew die damalige Übertragung von Vollmachten für zeitlich begrenzt und widerrufbar halten.

Dieser Streit dient beiden Seiten jedoch nur als Vorwand. Patriarch Kirill fürchtet, dass Russland mit dem Entstehen einer eigenständigen ukrainischen Kirche beim Nachbarn Einfluss verlieren würde.

Der Verlustschmerz nimmt pathologische Züge an: Moskaus Kirchenvertreter fiebern als Folge der kirchlichen Trennung Gewaltfantasien geradezu herbei. Bei der Aufteilung der Liegenschaften und Immobilien malen sie wütende Horden an die Wand. Die ROK scheint gehofft zu haben, dass auch andere Nationalkirchen gegen den ökumenischen Patriarchen aufbegehren. Das ist nicht passiert. „Der Einfluss der ROK wird weiter zurückgehen“, meint Roman Lunkin, Religionswissenschaftler der Russischen Akademie der Wissenschaften. Nach dem Kreml hat auch die Kirche die Ukraine verloren.

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