piwik no script img

Die Tränen von Gibraltar

Manchmal gibt es auch im Fußballgeschäft noch wilde Gefühle und große Romantik. Beim Sieg von Gibraltar gegen Armenien am vergangenen Spieltag der Nations League, als der Schlusspfiff ertönte, sank Gibraltars Torhüter Kyle Goldwin in die Knie und weinte hemmungslos. Die historische Größe des Sieges hatte Goldwin sichtlich mit Emotionen übermannt. Zum allerersten Mal in seiner Geschichte nämlich hat Gibraltar ein Pflichtspiel gewonnen. Und dann gleich auswärts: Mit 1:0 siegten die britischen Übersee-Kicker; nicht so ganz aus dem Spiel heraus, sondern durch einen Foulelfmeter des Abwehrspielers Joseph Chipolina, aber wen kümmerte das? Kyle Goldwin jedenfalls nicht.

Vorher mussten die tapferen Gibraltaren noch die Schmach eines kleinen Landes ertragen: Vor der Partie ertönte versehentlich die Hymne von Liechtenstein. Der armenische Verband entschuldigte sich via Twitter. Liechtenstein ist übrigens der kommende Gegner der Gibraltaren, die schon vom nächsten Sieg träumen. Bisher gab es seit der Aufnahme in die Uefa 2013 für Gibraltar in 22 Pflichtspielen 22 Niederlagen.

„Ganz Gibraltar hat diesen Sieg gefeiert. Torhüter Goldwin war der Held des Abends“, schrieb die Zeitung Gibraltar Chronicle. Einen Spitznamen in der ausländischen Presse gibt es offensichtlich auch: „Mannschaft vom Affenfelsen“, was irritierend nach Zoo klingt, aber daher kommt, dass Gibraltar offenbar der einzige Ort Europas mit frei lebenden Affen ist (Berberaffen, für alle, die daran interessiert sind). Als Nächstes nehmen sich Goldwin und seine Mannen vom Affenfelsen am Dienstag die Liechtensteiner vor. Freunde haben sie auch schon gefunden: Das armenische Publikum applaudierte nach der Partie gerührt dem Sieger. Sachen gibt es noch. Alina Schwermer

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen