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„Die taz Genossenschaft ist zu noch Größerem berufen“

Foto: Anja Weber

alles wird neu in der kommenden Woche. In Bayern enden in einer rauschenden Wahlnacht 60 Jahre CSU Dominanz, Zehntausende demonstrieren in Berlin für eine gerechtere Republik, die Öko-Suchmaschine Ecosia will ganz ernsthaft RWE den Hambacher Wald abkaufen, und die taz zieht in ihr neues, schönes Haus in der Friedrichstraße. In ihr Haus und in Ihr Haus, Sie haben das möglich gemacht. Und natürlich versucht die taz-Genossenschaft nicht mehr den 18.000 Genossen zu gewinnen, sondern die 20.000 Genossin.

Fortschritt also allenthalben. Aber noch nicht genug. Zu einer gerechteren Republik ist es noch ein weiter Weg. Sogar zum besseren Journalismus. Immer noch liegt die Online-Reichweite der taz hinter der derBild. Wenn die taz Bundesminister wegen eines Skandals zum Rücktritt auffordert, wird das zwar wahrgenommen, aber nicht notwendig gemacht. Und wenn Zeitgenossen zwischen Flensburg und Konstanz „AfD und Netzwerk“ in ihren traditionellen Suchschlitz bei Google eingeben, finden Sie immer noch nicht die nachhaltig gute Berichterstattung der taz auf der ersten Seite der Suchtreffer. Fortschritt ja, aber es ist noch Luft nach oben.

Eigentlich ist die Redensart von der Luft nach oben vor allem ein Hinweis, dass noch viel zu tun ist. Dass noch viel Arbeit vor der taz liegt. Dass die besseren Arbeitsbedingungen im neuen Haus zum Aufbruch anspornen. Dass die taz das publizistische Projekt des 21. Jahrhundert sein kann und sein will. Ein publizistisches Projekt, das auch dem Leitsatz des legendären Wiener Publizisten Alfred Polgar gehorcht: „Die Presse hat die Aufgabe, das Gras zu mähen, das über etwas zu wachsen droht.“

Niemand kann sich vor gutem Journalismus verstecken. Autobosse nicht, die AFD nicht und RWE schon gar nicht. Das haben wir schon gezeigt. In den vergangenen Wochen sind RWE seine Stromkunden in Scharen davongelaufen. Und Zehntausende haben im Hambacher Forst demonstriert.

Ich glaube ja, die taz Genossenschaft ist zu noch Größerem berufen. Wir werden als taz in den kommenden Jahren gemeinsam das demokratische Staatswesen rocken und es auf den Weg zu einem demokratisch-sympathischeren Staatswesen bringen müssen. Zu unserem Staat, in dem sich viele Menschen, viel mehr als heute engagieren mögen.

Sie sind die UnterstützerInnen, die der taz beim Kampf um die demokratische und solidarische Republik die Stange halten. Sie haben wahnsinniges Potenzial. Bräuchte es einen besseren Beweis: Am kommenden Freitag wird zur Eröffnung des taz-Hauses auch der Ideengeber der taz-Genossenschaft sprechen: Olaf Scholz, heute Bundesfinanzminister. Ganz ordentliche Karriere für einen taz-Ideengeber. Er freut sich drauf, sagte er mir Ende September in Hamburg.

Damals, Anfang der neunziger Jahre waren Sie wenige, waren wir wenige GenossInnen. Heute sind wir viel mehr. Und gemeinsam sind wir stark. Machen Sie die Genossenschaft noch größer, machen wir die taz noch stärker. Für klügere Leserinnen und Leser, Bürgerinnen und Bürger, für eine bessere demokratischere, solidarische Republik. Jetzt, wann sonst!

Hermann-Josef Tenhagen Aufsichtsrat der taz Genossenschaftund Chefredakteur der ZeitschriftFinanztip

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