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Schlüssel zum Erfolg

„Myanmar sucht den Superstar“: Dort beeinflussen die sozialen Medien inzwischen auch Erfolg oder Misserfolg im Showgeschäft

Von Su Su Myo Pain

„Willst du berühmt werden, musst du soziale Medien geschickt einsetzen“, sagt der zwölfjährige Thet Pang Hmue. Er wurde zur Facebook-Sensation, als sein Vater vor vier Jahren Videos von ihm postete, in denen der Junge Songs berühmter birmesischer SängerInnen sang. Viele seiner Videos wurden mindestens 100.000-mal geklickt. Thet spielt auch Gitarre, Klavier, Violine, Flöte, Schlagzeug und Akkordeon. Er findet nicht, dass er zu jung für soziale Medien ist. Seine Eltern helfen ihm bei Face­book-Aktivitäten.

„Die meisten Fans geben positive Kommentare ab und ermutigen mich. Doch manche schreiben negative Kommentare. Die vernachlässige ich einfach“, sagt er. „Darüber muss ich mich nicht aufregen. Ich will Menschen einfach nur glücklich machen.“ Weil Thet Pang Hmue ein sozialer Influencer ist, hat er oft die Möglichkeit, auf Konzerten und bei besonderen Anlässen für Diplomaten zu spielen. „Für den schnellen Erfolg muss man heutzutage einfach soziale Medien nutzen“, sagt er.

Doch nicht alle Künstler*innen machen damit so gute Erfahrungen. So wurde die 19-jährige Chan Myae Mang Cho, die an der dritten Staffel von „Myanmar sucht den Superstar“ teilnahm, Opfer von Cyber-Mobbing. Sie wurde bei Facebook dafür angegriffen, dass sie das Finale der Show erreichte, obwohl sie Songtexte vergessen hatte. Viele meinten, Talentiertere hätten ausscheiden mussten, weil Chan nur wegen ihres „süßen Auftretens“ weitergekommen sei. Die negativen Kommentare ließen sie ihr Selbstvertrauen verlieren. Das Mobbing ging so weit, dass sie an der finalen Show nicht teilnehmen konnte. Der Druck aus den sozialen Medien hatte sie psychisch geschwächt.

Facebook, Fakebook, VK, Twitter und Myanmars Generäle

Facebook hat am 27. August den Account von Myanmars Militärchef und Verteidigungsminister Min Aung Hlaing sowie einiger anderer Militärs gesperrt wegen Hetze gegen die Minderheit der Rohingya. Die Betroffenen wechselten sofort zum größten russischen sozialen Netzwerk VK.com (vormals VKontakte.ru). Innerhalb einer Woche wechselten 37.000 Follower und Nutzer aus Myanmar mit dorthin. Die Standards bei VK galten bisher als niedriger als bei Facebook, was zum Beispiel Pornografie betrifft. Doch zum Schrecken von Myanmars Militärspitze wurde Min Aung Hlaings Profil auch dort am 16. September gesperrt. VK erklärte, es habe Beschwerden gegeben, worauf birmesischsprachige Mitarbeiter festgestellt hätten, dass Postings der Militärs gegen VK-Regeln verstoßen hätten. Seinen Twitter-Account kann Min Aung Hlaing, dem ein UN-Bericht die Verwicklung in Völkermord vorwirft, aber weiter nutzen. Aye Myat Mon

Myanmar erlebt seit fünf Jahren eine digitale Revolution. Vor 2014 konnte sich kaum jemand eine SIM-Karte leisten, da sie umgerechnet 1.500 US Dollar kostete. Dies war nur für Wohlhabende und die Elite des Militärs erschwinglich – Myanmars Durchschnittseinkommen betrug 40 bis 50 US-Dollar im Monat. Doch seit ausländische Konzerne ab 2014 in Birma investierten, kosten SIM-Karten nur noch 1,50 Dollar.

Laut einer Umfrage der Nichtregierungsorganisation Myanmar ICT for Development Organisation (MIDO) nutzen ca. 14 Millionen Menschen von 18 bis 64 Jahren Face­book mindestens einmal im Monat. Doch sind sich nur wenige der Feinheiten und Regeln der sozialen Netzwerke bewusst. Besonders in ländlichen Regionen fehlt es an digitaler Bildung. Vielen fällt es schwer, zwischen Fake News, Gerüchten und tatsächlichen Nachrichten zu unterscheiden.

Su Su Myo Pain, 23, ist in Yangon Moderatorin und Videojournalistin der DVB-Medien­gruppe.

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