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50 Millionen Hackervisits

Eine Datenpanne bei Facebook verschafft Angreifern Zugang zu etlichen Konten. Was nun? Passwort ändern? Aufklären? Den Konzern zerschlagen?

Wegen Sicherheitslücken haben Hacker auf Profile von fast 50 Millionen Facebook-Nutzern zugreifen können. Dabei schöpften sie Profil-Informationen wie Name, Geschlecht und Wohnort ab, aber nach bisherigem Stand keine privaten Nachrichten. Laut Facebook versuchten sie auch nicht, etwas im Namen der betroffenen Nutzer zu posten.

„Wir wissen nicht, wer hinter dieser Attacke steckt“, sagte Face­books Gründer und Chef Mark Zuckerberg. Die Mängel in der Software seien aber schon am Donnerstag behoben worden. Gemessen an der Zahl betroffener Nutzer ist es der bisher größte bekannte Hacker-Angriff auf das Online-Netzwerk.

Die Angreifer seien über eine Schwachstelle der Funktion „Anzeigen aus der Sicht von“ in die Konten gelangt, sagte Facebook-Manager Guy Rosen. Mehrere Programmierfehler hätten ihnen Zugriff auf Digitalschlüssel verschafft, die Facebook nutzt, damit sich Nutzer nicht jedes Mal neu einloggen müssen.

Damit konnten die An­greifer von den gehackten Konten aus in weitere Accounts gelangen. Potenziell können sich die ­Hacker so auch bei anderen Diensten angemeldet haben, die mit dem Facebook-­Login benutzt wurden. Weil das ­Problem schon seit Juli 2017 bestand, hatte das Online-Netzwerk in der vergangenen Woche ­insgesamt 90 Millionen Nutzer abgemeldet. Bei 40 Millionen Konten ist jedoch unklar, ob sie tatsächlich angegriffen wurden.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik erklärte auf seiner Webseite, es arbeite mit Facebook „gemeinsam an der Aufklärung“. Nutzer sollten ihr Passwort ändern und prüfen, für welche anderen Dienste sie Facebook Zugriffsrechte gewährt haben – und diese zurücknehmen. Experten rieten zudem, in der Browser-Version des Netzwerks nachzuforschen, ob man sich womöglich bei alten Geräten nie ausgeloggt habe.

Facebook steht auch im Visier von Politikern der Grünen, der SPD und der CSU. Sie fordern, die EU-Kommission müsse den Konzern wegen seiner Marktmacht notfalls zerschlagen. FDP-Fraktionsvize Michael Theurer sagte dem Handelsblatt, das schaffe „noch keinen Wettbewerber für Facebook“ und könne deshalb „nur eine Ultima Ratio“ sein. (dpa, afp, taz)

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