: Relatives Eisenhirn
Niedersachsen machen Sachen mit Einstein
Helle Aufregung herrscht im niedersächsischen Flecken Hasbergen bei Osnabrück. Unbekannte haben den vergoldeten Stundenzeiger der Kirchturmuhr gestohlen, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte. Ohne den dreißig bis vierzig Zentimeter langen Zeiger wissen die bedauernswerten Hasberger nun nicht mehr, wem die Stunde schlägt. Erste Versuche, dies herauszufinden, indem man den gleichnamigen Roman von Ernest Hemingway las, scheiterten kläglich. Hasberger können traditionell nicht lesen. Diese Kulturtechnik ist den am 108 Meter hohen Roten Berg aufgewachsenen Hasbergern gänzlich fremd. Deshalb ist ihnen der vergoldete Stundenanzeiger auch so wichtig, verständigen sie sich doch über ein kryptisches Ziffernsystem, das außerhalb Niedersachsens niemand versteht. Einst reiste sogar Albert Einstein eigens nach Hasbergen, um dort seine Relativitätstheorie zu testen, weil die Hasberger relativ gut mit Zahlen umgehen können. Bei der nur selten stattfindenden „Hasberger Mahlzeit“, die der Ehrung besonderer Durchreisender dient, habe man dann das Regionalgericht „Eisenhirn“ zu sich genommen, heißt es. Wer diese Speise, die aus vergrabenen Eiern, Brät und Bregen besteht, überlebt, hat den Nobelpreis nicht nur relativ, sondern absolut verdient.
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