: Entschuldigen und beschuldigen
SCHARADE Syrischer Informationsminister spricht der Türkei sein Beileid aus und wirft dem Land gleichzeitig Kriegstreiberei vor
ISTANBUL taz | Angesichts der Eskalation an der syrisch-türkischen Grenze hat sich das syrische Regime am Donnerstag bemüht, die Wogen zu glätten. Der syrische Informationsminister Omran al-Subi drückte der Türkei sein Beileid zum Tod von fünf Zivilisten aus, die am Mittwoch durch syrische Granateneinschläge im türkischen Grenzort Akcakale getötet wurden.
Die Türkei hat auf die schwere Grenzverletzung erstmals mit Vergeltungsschlägen geantwortet. Bei den Angriffen auf syrische Militärstellungen nahe Tel Abyad, rund zehn Kilometer südlich der Grenze, sollen nach Angaben des in London ansässigen Observatoriums für Menschenrechte mehrere Soldaten getötet worden sein.
Gerüchteküche kocht
In arabischen Medien wurde spekuliert, dass hinter dem syrischen Angriff eine Provokation steckt, um die Türkei in den Krieg im eigenen Land hineinzuziehen. Das Regime hat die Türkei immer wieder beschuldigt, mit den Terroristen, wie sie die Aufständischen nennt, gemeinsame Sache zu machen. In diese Kerbe hieb am Donnerstag auch Informationsminister al-Subi. Er hob hervor, dass die Türkei mehr dazu beitragen müsse, ihre Grenzen zu schützen und Extremisten davon abhalten, sie zu überqueren.
Ein namentlich nicht genanntes Regierungsmitglied warf der Türkei vor, die Grenze in ein Feld für Militäroperationen verwandelt zu haben. Die Türkei müsse die Grenzkontrollen verbessern und ihre Unterstützung des Terrorismus einstellen sowie verhindern, dass Kämpfer und Waffen nach Syrien gelangten, sagte er dem Sender al-Mayadin.
Rebelleneinfluss wächst
Etliche Gebiete im Grenzgebiet nördlich von Aleppo werden inzwischen von den Rebellen kontrolliert. Darüber hinaus gelang es den Rebellen, im Sommer mehrere Grenzübergänge in den türkischen Provinzen Hatay und Kilis unter ihre Kontrolle zu bringen. In der Provinz Rakka, wo der Übergang bei Tell Abyad liegt, gab es in den letzten Wochen heftige Kämpfe. Dabei kam es nach Angaben der türkischen Regierung seit dem 20. September immer wieder zu Grenzzwischenfällen. Der Granatbeschuss in Akcale geht nach türkischer Darstellung aber eindeutig auf das Konto der syrischen Armee.
INGA ROGG