: Festival der Identitären mit wenig Resonanz
Kulturbürger protestieren friedlich und mit Musik gegen völkische Aktivisten
Aus Dresden Michael Bartsch
500 Anhänger der Identitären Bewegung (IB) fanden sich am Samstag zum ersten bundesweiten Festival „Europa nostra“ ein. Etwa die gleiche Anzahl überwiegend Dresdener Kulturbürger folgte dem Aufruf des Oberbürgermeisters Dirk Hilbert (FDP), des Netzwerks „Weltoffenes Dresden“ und verschiedener Kultureinrichtungen zu einer gemeinsamen Singstunde vor dem Kulturpalast.
Die Identitären hatten bewusst Dresden als „Hauptstadt des Widerstandes“ gewählt. Dank guter Verbindungen zur örtlichen Pegida-Bewegung erhoffte man sich Resonanz. Die Veranstaltung der vom Verfassungsschutz beobachteten Rechtsextremen fiel zusammen mit den Spielzeiteröffnungen des Staatsschauspiels und der Dresdner Philharmonie. Beide wollten – ebenso wie die Dresdner Musikfestspiele – ein positives Bild kultureller Vielfalt von Dresden zeichnen. „So klingt Dresden, wie wir es uns wünschen, und nicht wie die Kakofonie auf der Cockerwiese“, spielte Hilbert auf den IB-Veranstaltungsort an. „In unserer Stadt hat rechtes Gedankengut keinen Platz!“ Der Oberbürgermeister nahm Bezug auf die Wissenschaftsstadt Dresden, die weltläufig und offen sein müsse.
Für die Identitären war Dresden 2018 ein Testlauf. Nach Misserfolgen herkömmlicher Demonstrationszüge in Berlin, die erfolgreich blockiert wurden, wich man auf das Format einer Präsentations- und Informationsveranstaltung aus. Dafür wurde ein Teil der sogenannten Cockerwiese eingezäunt, auf der 1988 Rockstar Joe Cocker ein legendäres Konzert gegeben hatte. Die Wiese war bereits von Pegida für Kundgebungen im Jahr 2015 okkupiert worden.
Allerdings folgten weniger Dresdner als die erwarteten 800 der Einladung der völkischen Bewegung. Unter den etwa 500 Aktiven und Gästen waren Stammgäste der Pegida-Demonstrationen sowie Leute aus Österreich. Hauptredner war der österreichische Wortführer Martin Sellner. Gegenüber der taz spielte Sellner das neue Format zunächst herunter. Es sei nur „eine Ergänzung zu bestehenden Aktionsformen“. „Der Charakter eines geschützten Festivals erlaubt es vielen herzukommen, die sonst Angst vor einer Demonstration haben“, sagte er.
Eine ohnehin seit Langem geplante Demokratiekonferenz der Stadt im Dresdner Hygienemuseum geriet durch die zufällige zeitliche Parallelität zur Gegenveranstaltung. Bei dieser jährlichen Konferenz treffen sich zunehmend mehr zivilgesellschaftliche Kräfte, um über die Stärkung der Demokratie zu beraten. Das Programm wurde kurzfristig um einen Workshop zur Rolle der Identitären erweitert.
Ansonsten blieb das öffentliche Leben in Dresden bis auf wenige Verkehrseinschränkungen unbeeindruckt. Am Nachmittag musste die Polizei nach Angaben der Sächsischen Zeitung eingreifen, nachdem Ordner der IB auf Journalisten verschiedener Medien losgegangen waren.
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