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: DDR-Kultur auf Teller gepresst

Ein Raunen geht durch die Terrasse des taz Cafés. Eben haben die ersten Mittagsgäste Platz genommen. Auf der Speisekarte lesen sie „DDR-Jägerschnitzel“. Fragende Blicke streifen über die Nachbartische. Da, auf einem Teller liegt es, ein gelb-braun paniertes Rund, flankiert von Nudeln in Tomatensauce und einer Prise Petersilie. Ein unerschrockener Kollege versucht sich daran, er scheint zufrieden.

Andere Reaktionen fallen skeptischer aus: „Sah so schlimm und ungesund aus“, schreibt der Feuilletonchef auf Nachfrage, „da dachte ich: auf keinen Fall, was für ein Schweinkr….“ Den Ressortleiter vom Wochenende beschäftigt die Jägerfrage: „Ich habe es nicht probiert, weil ich mir nicht sicher war, wie Jäger es finden, dass man einfach nach ihnen ein Schnitzel benennt“, bekennt er.

In der Küche erläutert Koch Jörn die Zubereitung des DDR-Jägerschnitzels. Es werde anders als die Westvariante nicht aus Kalb oder Schwein, sondern aus zu Jagdwurst gepressten Schweinefleischstückchen paniert gebraten. So bekam der gebürtige Ueckermünder den DDR-Klassiker schon von seiner Mutter zubereitet.

Aber wie gut ging das Schnitzel im taz Café über den Tisch? „Geht so!“ Die Köche suchen nach Erklärungen. Erstens: Der Curry-Blumenkohl mit Limonenkartoffeln und Rote-Bete-Dip war ein zu starker Mitbewerber, zweitens: das DDR-Jägerschnitzel ist bei vielen taz-MitarbeiterInnen unbekannt. Und dann, oje, wirkte der DDR-Klassiker nach den rechten Übergriffen in Chemnitz vielleicht doch „wie ein makabrer Witz“. Julia Boek