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Archiv-Artikel

Ehlen schimpft auf Künast

Die Bundesministerin unterschätze die Vogelgrippe, sagt Niedersachsens CDU-Landwirtschaftsminister Ehlen

Schwere Vorwürfe macht Niedersachsens Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen (CDU) seiner Kollegin auf Bundesebene. Renate Künast (Die Grünen), Ministerin für Verbraucherschutz, unterschätze die Gefahr einer Ausbreitung der Vogelgrippe. „Ich reagiere erschrocken, dass die Ministerin in Berlin so wenig Sensibilität walten lässt“, sagte gestern Ehlen zu Künasts Plänen, die Freilandhaltung von Hühnern in Deutschland nun doch nicht zu verbieten.

Ursprünglich wollte die Bundesregierung zum 15. September eine Einsperrpflicht für Großbetriebe erlassen, um eine Ansteckung der Nutztiere mit dem gefährlichen Virus durch Zugvögel zu verhindern. Dies sei derzeit nicht erforderlich, so Künast am Montag. „Dieser plötzliche Sinneswandel der Ministerin ist unerklärlich“, sagte Gert Hahne, Sprecher des Landwirtschaftsministeriums. Er vermutet, dass Künast vor allem das Bio-Markenzeichen „Aus Freilandhaltung“ für Fleisch und Eier schützen wolle.

In Niedersachsen solle daher zum 15. September eine eigene Verordnung in Kraft treten. Schließlich sei man besonders betroffen, weil in dem Bundesland mit rund 60 Millionen Tieren die Hälfte des gesamten deutschen Geflügel-Bestands gehalten werde. „Wenn die Vogelgrippe bei uns ausbricht, müssten womöglich mehrere Millionen Tiere getötet werden“, befürchtet Hahne. Der wirtschaftliche Schaden sei nicht abzusehen. Außerdem sei Niedersachsen durch seine Küstenlage gefährdet. „Gerade bei uns ist die Gefahr besonders hoch, dass sich Zugvögel an Wasserstellen in der Nähe von Geflügelhöfen niederlassen.“ Landwirtschaftsminister Ehlen will deshalb untersuchen lassen, in welchen Regionen ein Freilandverbot besonders dringend ist. Betroffen wären unter anderem die Landkreise Cuxhaven und Wesermarsch.

Künast und Ehlen liegen sich nicht zum ersten Mal in den Haaren. Ein Dauerkonflikt zwischen den beiden ist Künasts erklärter Wille, die Käfighaltung für Nutztiere zu beenden.

Thomas Brunotte