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Archiv-Artikel

Petri macht das Universum weiter

Der Wirtschaftssenator hat keine Alternative zu dem erfolgreichen Universums-Betreiber Carlo Petri gesucht und keine gefunden – nun will die Stadt 10 Millionen Euro investieren und sichert Mietminderung zu, damit Petri weiter macht

Von kawe

Bremen taz ■ Der Unternehmer Carlo Petri wird das „Science Center Universum“ weiter betreiben. Die Stadt wird im Gegenzug etwa 10 Millionen Euro investieren und dem Universum-Betreiber einen Teil des unternehmerischen Risikos in der Bauphase abnehmen. Das hat gestern der Senat beschlossen. Im April hatte Petri seinen Vertrag gekündigt, weil die Stadt trotz jahrelanger Planungen und Verhandlungen keine Zusage für den Bau einer zweiten Attraktion unter dem Namen „Visionarum“ geben wollte. In seinen Vertrag hatte Petri sich für diesen Fall ein besonderes Kündigungsrecht schreiben lassen.

Als Petri im April mit seiner mehrfach angedrohten Kündigung Ernst machte, hatten verschiedene Politiker der Koalition verlautbart, man müsse eben einen neuen Betreiber suchen. Das waren leere Ankündigungen: Erstens ist es nicht so einfach, für den außerordentlich findigen und erfolgreichen Betreiber Petri einen Ersatz zu finden. Und zweitens müsste die Suche nach einem Betreiber europaweit ausgeschrieben werden – bis heute ist dieses Ausschreibungsverfahren nicht vorbereitet worden.

So produzierte die Wirtschaftsbehörde einen Zeitdruck, der die Verhandlungsposition von Petri stärkte. Denn bis Ende des Jahres ist das Ausschreibungsverfahren nicht mehr abzuschließen, das Universum müsste für einige Zeit vorübergehend geschlossen werden und das würde zu einem Image- und damit Wert-Verlust führen.

Zum anderen fehlt dem Universum der Raum für Sonderausstellungen. Der Senat hat daher ein Paket beschlossen. Petri nimmt seine Kündigung zurück und wird den Betrieb weiter führen – vorübergehend bis September 2006. Die Stadt kauft die mit einem 20-Millionen-Zuschuss gebaute Immobilie für 2,72 Millionen Euro von der Besitzerin, der „Stiftung Universum“, und die kann so einen Zechbau-Kredit aus der Bauphase ablösen.

Als neue Besitzerin kann die Stadt ohne beihilferechtliche Probleme eine Erweiterungshalle des Universums auf der gegenüberliegenden Seite der Wiener Straße bauen. Im Eingangsbereich des Universums soll es zudem zu Umbauten kommen. In der Bauphase kann Petri eine Minderung der Miete – 215.000 Euro im Jahr – um 50 Prozent beantragen, und er kann einen Zuschuss von 100.000 Euro für ein konkretes Projekt beantragen.

In der Erweiterungshalle sollen dann die Sonderausstellungen stattfinden, die das Universum attraktiv machen sollen für „Wiederholungsbesuche“ aus dem näheren Umkreis.

Damit das Wirtschaftsressort nicht weiter zugunsten von Petri Zeit verliert, hat die SPD eine Bedingung gestellt: Bis Ende Oktober soll sich Petri in einem 15-Jahres-Vertrag auf das Universum festlegen. Wenn nicht, soll umgehend eine Ausschreibung vorbereitet werden. kawe