: Nur vorne fehlt’s
3. LIGA Der VfL Osnabrück ist ein Aufstiegskandidat, wenn er sein Problem im Sturm lösen kann
Auf den vordersten Plätzen der Dritten Liga konkurrieren drei Mannschaften miteinander, die schon seit Jahren eine intime Feindschaft pflegen. Neben Preußen Münster und Arminia Bielefeld hat sich auch der VfL Osnabrück im oberen Tabellenbereich der dritten Fußballliga festgesetzt – und schielt nach dem 2:2-Unentschieden gegen Wehen Wiesbaden auf einen erneuten Aufstieg in die Zweite Bundesliga. Aber hat das vor dieser Saison neu formierte Team tatsächlich die personellen Möglichkeiten, sich bis zum Ende der Spielzeit auf einem Aufstiegsplatz zu halten?
Vorsicht ist aus mehreren Gründen geboten. Alleine schon, weil die Liga äußerst ausgeglichen ist: Der VfL Osnabrück hat das am Freitag gegen Wiesbaden ebenfalls zu spüren bekommen. Konnten die Lila-Weißen zuvor in Rostock mit einem klaren 3:0 gewinnen, standen sie am Freitag bis zur Nachspielzeit kurz vor eine Niederlage. Nach einem halbstündigen Anrennen gelang Osnabrück der Ausgleichstreffer erst mit dem Schlusspfiff.
Das zeigt aber auch, warum Osnabrück durchaus ein Aufstiegskandidat sein kann. Die Einstellung der Spieler stimmt. „Wir haben uns als intakte Mannschaft präsentiert“, konnte sich nach der Partie sogar Osnabrücks Trainer Claus-Dieter Wollitz freuen. Er habe noch nie ein dermaßen engagiertes Team trainiert.
Garant für die gute Platzierung ist auch, dass der VfL endlich über eine stabile Innenverteidigung verfügt, die bislang lediglich neun Gegentreffer zuließ. Das liegt auch am spielstarken Torhüter Manuel Riemann, der Dank seiner fußballerischen Qualitäten immer wieder als eine Art Libero agiert.
Auch das Mittelfeld ist mit seiner Kombinationssicherheit stets für schnelle und intelligente Spielzüge gut. Gaetano Manno, Daniel Nagy, Marcus Piossek und Timo Staffeldt sind in der Lage, entscheidende Pässe zu spielen.
Was Osnabrück daran hindern könnte, sich aus der finanziell unattraktiven Dritten Liga zu verabschieden, ist der Sturm. Dort fehlt ein echter Torschütze. Simon Zoller ist zwar ein glänzender Vorbereiter, aber im Abschluss braucht er zu viele Chancen, um den Ball im Netz unterzubringen. Gegen Wiesbaden hatte er in der ersten Hälfte gleich vier hundertprozentige Möglichkeiten. Last-Minute-Kauf Adriano Grimaldi lässt ebenfalls die Fähigkeiten eines Goalgetters vermissen.
Den Mangel an Stürmern verdeutlichten auch die Einwechselungen am Freitag. VfL-Trainer Wollitz brachte mit Claus Costa und Timo Beermann zwei Defensivkräfte, die für den Ausgleich sorgen sollten. Dass ausgerechnet Innenverteidiger Beermann in der 94. Minute traf, zeigt nur, wie wenig Verlass auf den eigentlichen Sturm ist.
Coach Wollitz, gleichzeitig auch Sportdirektor, hatte auf dem Markt keine verfügbaren Offensivspieler ausgemacht, die zu seiner Vorstellung von Fußball passen. Und der einstige Publikumsliebling und verschmähte Stürmer Addy-Waku Menga, den einige Fans mit Sicherheit gerne an alter Wirkungsstätte gesehen hätten, wurde vor wenigen Tagen vom Lokalrivalen aus Münster engagiert.
Hinter der Aufstiegsfähigkeit des VfL Osnabrück stehen somit mindestens zwei Fragezeichen: Findet sich in der Winterpause noch eine torgefährliche Ergänzung auf dem Transfermarkt? Und kann Trainer Wollitz weiterhin seine Kicker so motivieren wie zu Beginn der Saison? Letzteres ist eine unwidersprochene Stärke des Trainers.
HEIKO OSTENDORF