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Rainer Schäfer Radikale WeineDas Weinmatriarchat im Wienerwald

Foto: privat

Enthusiastisch war Birgit Pferschy-Seper, als sie vor ein paar Jahren auf einer Weinmesse in Wien ihre ersten biologisch zertifizierten Weine angeboten hat. Aber die Besucher gingen schnell vorbei, niemand nahm sich die Zeit, die Weine wenigstens zu verkosten.

Das Vorurteil, das ihr entgegenschlug, sei eindeutig gewesen, sagt Pferschy-Seper: „Eine Frau und bio, das kann nichts sein.“ Beirren ließ sich die Winzerin nicht. Das Weingut Pferschy-Seper, das sie seit 2004 führt, zählt heute zu den anerkannten Bio-Weingütern in der österreichischen Thermenregion, südlich von Wien gelegen.

Sich durchsetzen, das mussten auch schon die anderen Frauen in der Familie: Das 300 Jahre alte Weingut wird schon in der vierten Generation von Winzerinnen geführt. Das ist eine große Ausnahme in der immer noch von Männern dominierten Branche. Den Anfang machte die Urgroßmutter Josefine, die Birgit Pferschy-Seper als „sehr dominante Persönlichkeit“ beschreibt. Sie scherte sich nicht um Konventionen und beschloss, vom Weinbau zu leben.

Das Weingut blieb auch danach in Frauenhand, erst in der von Großmutter Maria, dann in der von Mutter Margarete, beides „innovative Winzerinnen“, sagt Birgit Pferschy-Seper. Heute komme es nur noch selten vor, dass jemand sie ignoriere und „nach dem Chef verlange“. Selbstbewusst zeigt die Winzerin ihre Stärken: „Wir Frauen arbeiten mit viel Gefühl und setzen weniger auf Technik“, sagt sie.

Zu ihren liebsten Rebsorten zählt der rare Rotgipfler, eine Kreuzung aus Traminer und Rotem Veltliner, die nur in der Thermenregion angebaut wird. Die autochthone Rebsorte sei „etwas in Vergessenheit geraten“, deshalb beschloss Pferschy-Seper vor fünfzehn Jahren, wieder Rotgipfler zu pflanzen, in einer warmen Steillage an den Hängen des Wienerwaldes, auf Lehmboden mit hohem Kalkanteil.

Rotgipfler 2016, 12,40 Euro,

Bezug über www.pferschy-seper.at

Foto: Adrian Almasan

Der Duft des Rotgipflers nach Mango, Pfirsich und Zitronengras ist animierend. Am Gaumen zeigt er eine ausgewogene Struktur mit feiner gelber Frucht und einer harmonischen Säure. Er ist ein Weißwein, der sich bestens zu asiatischen Gerichten, Fisch, Meeresfrüchten und Hartkäse macht.

Drei Töchter hat Birgit Pferschy-Seper. Sie geht davon aus, dass eine von ihnen das Weinmatriarchat in der fünften Generation weiterführt.

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