: Reden und zuhören
Die künftigen Berlinale-ChefInnen Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek über ihre Pläne
Die beiden künftigen Berlinale-Chefs Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek wollen sich möglichst schnell mit den Strukturen der Filmfestspiele vertraut machen. „Wenn alles klappt, werde ich im Januar 2019 nach Berlin ziehen“, sagte Chatrian in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur im schweizerischen Locarno. Aber er werde schon im Herbst dieses Jahres häufig in Berlin sein, um Berlinale-Mitarbeiter zu treffen und die Stadt zu erkunden: „Ich komme, das halte ich für sehr wichtig, nicht nur, um zu reden, ich komme vor allem auch, um zuzuhören.“ Er halte es für bedeutsam, die Erfahrungen langjähriger Mitarbeiter zu kennen und zu nutzen, so Chatrian.
Nach der 69. Berlinale im nächsten Februar tritt der langjährige Direktor Dieter Kosslick ab. Erstmals in der Geschichte der Internationalen Filmfestspiele übernimmt dann eine Doppelspitze die Führung. Neuer künstlerischer Leiter wird Chatrian, der in diesem Jahr zum sechsten Mal das Filmfestival von Locarno verantwortet. Ihm zur Seite steht Rissenbeek als geschäftsführende Leiterin. Sie kommt von German Films, der Auslandsvertretung des deutschen Films.
„Meine Arbeit für die Berlinale beginnt offiziell im März 2019“, sagte Rissenbeek. „Aber natürlich wird es schon vorher Gespräche geben, um die Struktur der Berlinale zu verstehen. Erst wirklich im März loszulegen, wäre etwas spät.“
Sie bezeichnete den Wechsel nach Berlin als „eine einzigartige Chance“, Chatrian nannte ihn eine „großartige Herausforderung“. Er habe nicht vorgehabt, so schnell aus Locarno wegzugehen, „doch dieser Herausforderung musste ich mich einfach stellen“.
„So viel Kreativität wie möglich“
Entscheidend sei es, „den richtigen Schlüssel zu finden, um die richtigen Türen zu öffnen, damit wir dann die Berlinale erfolgreich leiten können“. Rissenbeek sagte, die Berlinale sei zu einer sehr großen und wichtigen Tribüne der Filmkunst und des Filmgeschäfts geworden. „Mehr als 350.000 Tickets werden jedes Jahr verkauft. Das wollen wir natürlich halten oder sogar noch ausbauen.“
Man stehe aber erst ganz am Anfang. „Konkretes zu dem, was wir vorhaben, können wir noch gar nicht sagen“, sagte Rissenbeek. Chatrian ergänzte: „Und wir werden wirklich viel reden, werden Ideen entwickeln und verwerfen und wieder andere entwickeln.“ Sein Ziel sei es, „der Kreativität so viel Raum wie nur möglich zu geben“.
Chatrian (Jahrgang 1971) und Rissenbeek (Jahrgang 1956) waren im Juni vorgestellt worden. Sie erhielten beide einen über fünf Jahre laufenden Vertrag. Kosslick wird bei der Berlinale vom 7. bis 17. Februar 2019 das letzte Mal als Festivaldirektor auf dem roten Teppich stehen. Er leitet die Internationalen Filmfestspiele Berlin seit 2001. Zuletzt hatte es immer wieder Kritik an seiner Filmauswahl gegeben. Prominente Regisseure hatten Ende vergangenen Jahres einen inhaltlichen Neustart des Festivals gefordert. (dpa)
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