piwik no script img

Archiv-Artikel

Superhelden: Fotos dieser Beilage

Von TAM

Helden gibt es viele. Die Superhelden dienen ihnen nicht selten als Vorlage. Batman zum Beispiel. Eine Comicfigur, die Korruption in Gotham City bekämpft, weil er als Kind erleben musste, wie ein Straßenräuber seine Eltern erschoss. Guy Fawkes hingegen war ein realer katholischer englischer Offizier, der 1605 König Jakob I. beiseiteschaffen wollte und mit ihm das ganze Parlament, alle Bischöfe und einen Teil des Hochadels. Anschließend sollten die politischen Gefangenen aus dem Tower of London befreit werden. Mehr als 400 Jahre später ist er in Gestalt einer Maske des Zeichners David Lloyd zum Gesicht der Anonymous- und der Occupy-Bewegung geworden.

Aber dass auch die Superhelden nicht einfach Superhelden sind, beweist eine schöne Kritik an Batman: Die Fledermaus ist ja in der Comicbearbeitung von Bill Finger die zweite Identität des Milliardärs Bruce Wayne und der, so die kritische Perspektive, verteidige in seinem Kostüm nur das bestehende System, aus dem er seine privilegierte gesellschaftliche Stellung beziehe. Nichts ist so, wie es scheint. Es kommt also ganz auf die Perspektive an.

Aber wer will sich schon an Superhelden messen? Und wie sieht es eigentlich aus, wenn Batman zur Toilette geht oder Guy Fawkes auf den Friedhof? Oder was, wenn plötzlich einer im Anzug mit Guy-Fawkes-Maske und einer Zeitung, die nicht die unsere ist, auf die Bahn wartet?

Die Fotografien, die wir für diese literataz ausgewählt haben, sind von der Düsseldorferin Katja Früh und spielen mit dem Reinsein der Superhelden. Früh, die in Köln Kunst studiert hat und mit ihren Arbeiten in zahlreichen Gruppenausstellungen vertreten war, fotografiert Menschen. Dabei geht es immer um ein Spiel mit den Identitäten. Verkleidungen sind Teil ihrer fotografischen Inszenierungen, in denen die Figur in einen überraschenden Kontext gesetzt wird. Das Spiel vor ihrer Kamera entsteht dabei fast automatisch, sagt sie. Ihre Rolle soll nur noch die einer Zuschauerin sein, die dokumentiert.

Ihre Helden sind vermenschlicht. Und sind sie nicht gerade darin viel sympathischer als ihre eigentlichen Vorlagen? TAM

Mehr von Katja Früh auf www.dielichtung.org