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Spektakulär und fair

Wer braucht noch Schokolade, wenn es solchen Fußball gibt? Spätestens nach dem 5:2 gegen Tunesien ist Belgien die erste Lieblingsmannschaft der WM

Im Handumdrehen lässt sich aus der deutschen eine belgische Flagge basteln

Von Beate Willms

Belgien? Dieses kleine Königreich? Heißt das nicht Schokolade, Fritten, Bier? Oder auch die marodesten Atomkraftwerke, die am weitesten auseinanderdriftenden Regionen und – mit Italien – die häufigsten Regierungskrisen Europas? Für den Rest der Welt und alle übrigen Zeiten mögen diese Zuschreibungen richtig und wichtig sein. Derzeit und in Russland heißt Belgien etwas anderes. Es heißt Romelo Lukaku, Kevin De Bruyne, Eden Hazard, Dries Mertens, Michy Batshuayi, Adnan Januzaj. Oder mit einem Satz: Fußball at its best. Und in seiner schönsten Form.

Selber klare Siege einfahren und den Gegner trotzdem gut aussehen lassen, das können und wollen auch im Spitzenfußball des 21. Jahrhunderts nur wenige – und so schön wie in diesem Turnier von Belgien hat man es wohl noch nie gesehen. 3:0 gegen Panama, 5:2 gegen Tunesien. Beides nie in Gefahr, beides großartige Spiele, vor allem das gegen die Nordafrikaner spektakulär vertikal, unbekümmert nach vorn, trotz des absehbaren Ergebnisses bis zur letzten Minute der Nachspielzeit nicht langweilig. Wie machen die das bloß? Egal. Hauptsache, sie machen weiter so!

Und es ist nicht allein der leidenschaftliche Drang nach vorn, der so Spaß macht beim Zugucken. Oder die Tatsache, dass von bislang acht Toren nur eins einer Standardsituation entsprang, der frühe Elfer von Hazard zum 1:0 gegen Tunesien. Alle anderen Treffer fielen aus dem Spiel heraus, am Samstag Lukaku im Doppelpack, Hazard noch einen, auch zum Doppelpack. Und zum Schluss Batshuayi. Wer will Belgien da noch einen Geheimtipp nennen?

Nein, das allein ist es nicht, was die Belgier ausmacht. Es ist auch ein anderer, ganz besonderer Moment: Es läuft die 27. Minute. Die Belgier drängen. De Bruyne schickt Lukaku los, der sich den Ball etwas weit vorlegt, Tunesiens Torwart Mustapha kommt dazwischen, Lukako fällt, der Ball im Aus. Cristiano Ronaldo, mit dem Lukaku in der Torschützenliste gleichauf ist, nur so stellvertretend für viele andere, oder auch Neymar hätten sich mehrfach überschlagen, ans Bein gepackt, das Gesicht verzerrt, auf den Schiri eingeredet, Foul reklamiert, Elfmeter, Elfmeter. Und Lukaku? Springt auf, winkt ab, kein Foul, kein Foul. Faires Spiel. Lasst uns weitermachen.

Kein Wunder, dass es bei YouTube bereits Anleitungen gibt, wie sich im Handumdrehen aus der deutschen eine belgische Flagge basteln lässt. Nur für den Fall. Oder auch jetzt schon.

Zwei Fragen noch: Wieso eigentlich Rote Teufel? Und: Spielt Belgien nicht zu früh zu gut für ein so großes Turnier? Bei der WM 2014 waren sie ähnlich gut gestartet – im Viertelfinale gegen Argentinien war dann Schluss. Aber auch so etwas wäre letztlich egal. Lieblingsmannschaft sind die Mannen um Hazard jetzt schon.

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