: Schülertraum im Kino: Alle frei
Von Kaija Kutter
Die gesetzliche Schulanwesenheitspflicht gibt es nur in Deutschland. Die Forderung, diese wie im Ausland üblich zugunsten einer Bildungspflicht zu lockern, gibt es seit Jahren. Nun soll ein Spielfilm in die Kinos kommen, der diese Utopie anhand der Entwicklung von fünf jungen Menschen beschreibt.
Eine Welt ohne Schule gilt vielen unvorstellbar. Nicht so für den streitbaren Philosophen Bertrand Stern, auf dessen Anregung Filmemacher Joshua Conens den Kinofilm „Caraba“ drehte. Im Werbetrailer dazu geht Stern durch ein leeres Schulhaus und fragt: „Stell dir vor, du bist ein junger Mensch und du wachst auf und du bist frei, deinen Tag zu gestalten. Was würdest du tun?“
Im Drehbuch kommt Schule jedoch gar nicht vor, als hätten alle Ferien. Der achtjährige Nuri fährt auf dem Beifahrersitz mit, wenn sein Vater Taxi fährt. Das möchte er später mit „Rabatt-Taxis“ weiterentwickeln, die für Gäste günstiger sind, die dem Fahrer etwas beibringen. Der 14-jährige Lovis spielt Tischtennis im Park. Er kann nicht richtig lesen. Das findet Soljanka, in die er sich verliebt, unhaltbar, schließlich will sie Liebesbriefe von ihm. Ein Rentner hilft.
Die 15-jährige Janne gerät in Streit mit ihrem Vater, weil er ihr über ihre Mutter nicht die Wahrheit sagte. Sie läuft von zu Hause weg und beginnt eine Feldforschung zu der Frage, wie sich Familie definiert. Dann gibt es auch noch die 24-jährige autodidaktische Schlafforscherin Saskia und das 15-jährige Multitalent Max.
Die Frage der Schulpflicht wird im Film übrigens kaum thematisiert. Erst zum Ende erfährt Janne, dass es vor einigen Jahren ein Urteil zur Aufhebung der Schulpflicht gab.
Das in 34 Drehtagen in Berlin aufgenommene Filmmaterial muss nun noch in die Postproduktion. Dafür benötigt Produzent Conens noch 25.000 Euro, für die bis zum 22. Juni über ein Crowdfunding gesammelt wird. Klappt das, kommt der Streifen im Jahr 2019 ins Kino. Bisher sind 15.400 Euro zusammengekommen.
www.startnext.com/caraba
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