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das körperdetailAufstand der Handzeichen

Ronaldo verweist auf Baudrillard Foto: reuters

Im Fußball hat die Hand nichts zu suchen. Schlimmer noch: Dann, wenn sie ins Spiel kommt, wird der Inhaber dieses Körperteils hart dafür bestraft. Einzige Ausnahme ist selbstverständlich der Torwart, dessen Hauptwerkzeuge ja schon durch die eher comichaft wirkenden, überdimensionierten Handschuhe kenntlich gemacht sind.

Bei dieser WM ist es etwas anders. Die Hände sind öfter im Spiel als sonst. Und zwar ungestraft. Natürlich hat man auch früher schon ungestrafte Gesten auf dem Fußballfeld gesehen: wildes Fuchteln am eigenen Kopf, um dem Schiedsrichter zu signalisieren, dass er nicht alle Tassen im Schrank habe, oder ähnliche Botschaften.

In Russland sehen wir in fast jedem Spiel das Zeichen für die Forderung des Videobeweises: ein mit den Zeigefingern beider Hände in der Luft beschriebener leerer Kasten.

Ronaldo hat es – am Boden liegend im Spiel gegen Marokko – bereits getan. Diverse andere Spieler haben es getan. Der iranische Trainer hat es im Spiel gegen Portugal getan und wurde dafür fast vom Platz gestellt, weil er das Zeichen in Richtung Publikum gemacht hat, was aber verboten ist.

Der marokkanische Stürmer Nordin Amrabat hat es nach Abpfiff des Spiels gegen Spanien getan und mit den Worten „Bullhsit“ begleitet, eine Szene, die millionenfach durch die sozialen Medien gereicht wurde.

Ob der Videobeweis eine sinnvolle Ergänzung zu den Schiedsrichtern auf zwei Beinen ist, darüber wird gestritten werden. Allein, es wäre schade, ihn wieder abzuschaffen: Das Zeichenreservoir auf dem Fußballrasen ist um ein weiteres leeres Handzeichen erweitert worden. Und wie schon der größte Fußballzeichentheoretiker Jean Baudrillard („Aufstand der Zeichen“) wusste: Nur ein leeres Zeichen ist ein gutes Zeichen. Nur ein solches kann die Revolution auslösen. (dakr)

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