: Vorweihnachtsgeschenk für finnische Rentiere
WALD Nach langem Kampf von Umweltgruppen werden Finnlands Urwälder dauerhaft geschützt
STOCKHOLM taz | Die letzten acht großen Urwälder Nordfinnlands, die bisher für Abholzungen noch offen waren, werden zum ganz überwiegenden Teil für die Zukunft geschützt. Aufatmen können damit auch die Rentiere und deren Halter, die Sami: Die Hauptnahrung der Rentiere, Flechten, wachsen in vielen der Wälder, in denen nun ein permanenter Abholzstopp herrscht. Aus anderen will die Papierindustrie keine Bäume mehr aufkaufen – außer wenn die Sami der Fällung ausdrücklich zustimmen. „Das ist ein großartiger Erfolg“, kommerntierte Greenpeace-Waldexperte Oliver Salge.
Seit über einem Jahrzehnt hatte es Auseinandersetzungen um den Schutz dieser wertvollen Wälder gegeben. Während die finnische Forstwirtschaft auf die damit verbundenen Arbeitsplätze und den Bedarf der holzverarbeitenden Industrie verwies, kämpften Organisationen wie Greenpeace für den Erhalt der letzten nordeuropäischen Alt- und Urwälder, die Heimat vieler bedrohter Arten sind.
Nachdem es im August infolge eines Rechtsstreits bereits eine erste Einigung über eine lange strittige Waldfläche gegeben hatte, suchte die staatliche finnische Forstbehörde Metsähallitus den Dialog mit Greenpeace, um zu einer umfassenden Regelung zu kommen. Es folgten zweimonatige Verhandlungen mit Vertretern der Holzwirtschaft, den betroffenen Kommunen und Organisationen der Urbevölkerung.
Das jetzige Resultat beweist, wie wirksam hartnäckiger Druck durch VerbraucherInnen sein kann: Die Forstbehörde verweist als Hintergrund für die Einigung ausdrücklich auf die „Unruhe“, die das Abholzen der Urwälder bei ausländischen Kunden geweckt hatte. Deutsche Schulklassen hatten beim finnischen Papierkonzern Stora Enso protestiert, Greenpeace in vielen Ländern für den Schutz der Wälder demonstriert – etwa mit Aktionen gegen finnische Papierfrachter im Hafen von Lübeck. Auch gegenüber Zeitschriftenverlagen war wiederholt Druck gemacht worden.
Mit diesem negativen Ruf mochte die finnische Forstbranche offenbar nicht auf Dauer leben. Von knapp 100.000 Hektar, um die sich der Streit drehte, werden nun rund 90.000 Hektar ganz geschützt und 9.300 unter Einhaltung besonderer Kriterien bewirtschaftet, um das „Vertrauen“ der europäischen Märkte wiederzerzustellen, wie Metsähallitus erklärte. Für Greenpeace fehlen dazu nach dem jetzigen „überfälligen Schritt“ noch einige letzte Puzzleteile wie ein dauerhafter Schutz für einzelne Urwälder am Inari-See.
REINHARD WOLFF