: Das Rad ist Star
Mobil ohne Auto: Fahrradsternfahrt in Hamburg
Von Sven-Michael Veit
Voriges Jahr waren es rund 30.000 Menschen, die an der Fahrradsternfahrt durch Hamburg teilnahmen – Rekord. Auf eine ähnliche hohe Beteiligung hofft das Bündnis „Mobil ohne Auto Nord“ (MOA) auch am morgigen Sonntag bei der 23. Auflage des Zweirad-Spektakels. Unter dem Motto „Rad fahren – Klima schützen“ werden die RadlerInnen von mehr als 60 Punkten im Umland und in der Hansestadt in Richtung Hamburger Rathausmarkt starten, wo um 15 Uhr die Abschlusskundgebung mit Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) stattfinden soll.
Als erste treten ab 7.45 Uhr die LüneburgerInnen vom dortigen Hauptbahnhof in die Pedale, weitere Startorte in Niedersachsen sind Stade, Buxtehude, Tostedt oder Buchholz. Aus Schleswig-Holstein haben die RatzeburgerInnen (Start 8 Uhr) den weitesten Weg, aber auch die TeilnehmerInnen aus Bad Oldesloe, Bad Bramstedt oder Itzehoe haben bei prognostiziertem schwül-heißen Wetter lange Wege vor sich.
Die als Demonstration angemeldete Fahrradsternfahrt findet seit 1995 im Juni statt, um ein Zeichen für die Verkehrswende für Umwelt und Fahrrad zu setzen. Der höchste Punkt wie auch optischer Höhepunkt der Tour ist für die RadlerInnen aus dem Südwesten die Fahrt über die für Autos gesperrte Köhlbrandbrücke.
„In erster Linie demonstrieren wir für mehr Miteinander im Verkehr“, sagt Ulf Brüggmann von MOA. Es gehe aber auch um die Einhaltung der EU-Grenzwerte für Schadstoffe in der Atemluft, zu der mehr Radverkehr einen großen Beitrag leisten könne. Hamburg hat vor zwei Wochen als erste deutsche Stadt Fahrverbote für besonders dreckige Diesel-PKWs und -LKWs auf zwei Hauptstraßen eingeführt.
Beim jüngsten Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) war Hamburg unter 39 deutschen Städten mit mehr als 200.000 Einwohnern mit der Note 4,19 nur auf Platz 31 gelandet. Das sei zwar etwas besser als 2014, als die Hansestadt nicht über Platz 35 hinauskam, erklärte der ADFC. Doch sei dies vor allem dem mit 1,8 gut bewerteten Fahrradleihsystem „Stadtrad“ zu verdanken.
Nehme man nur Aspekte wie Sicherheit, Infrastruktur und Komfort in den Blick, komme die Stadt trotz des Senatsziels, Hamburg zur Fahrradstadt zu machen, nur auf Platz 34. Zwar habe sich in Hamburg viel getan, sagt Brüggmann, von der Planung der Maßnahmen bis zur Umsetzung dauere es aber zu lange. „Wir wünschen uns natürlich, dass das viel, viel schneller geht.“ Er sprach sich für den weiteren Ausbau von Velorouten, ein Radschnellwegenetz in der Metropolregion und eine grüne Welle für RadfahrerInnen aus.
Die Fahrradkoordinatorin der Stadt, Kirsten Pfaue, sagte, Hamburg habe den Radverkehr in den vergangenen drei Jahren deshalb massiv gefördert. „Es sind über 100 Kilometer Radverkehrsanlagen gebaut worden und wir haben über 150 Kilometer Radverkehrsanlagen in Planung.“ Dies habe es in dieser Form „in Hamburg noch nie gegeben“.
Infos und Routenplan: www.fahrardsternfahrt.info
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