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Die üblichen Übeltäter

Willkommenskultur für Vandalen gefordert

Foto: Vandalenfoto: ap

Kein Volk der Welt und Weltgeschichte ist so übel beleumdet wie das der Vandalen. Immer wieder wird den guten, alten Germanen jede Übeltat der Erde in die traditionellen Bundschuhe geschoben – so auch gestern: „Vandalen zerstören Gedenkstätte für Göttinger Nobelpreisträger“, meldete dpa. Auf dem Göttinger Stadtfriedhof seien gläserne Namenstafeln von Beton-Stelen abgerissen und zerschlagen worden. Hinweise auf die Täter gebe es nicht, hieß es. Dennoch werden wieder einmal die Vandalen dreist als Täter beschuldigt – wie es die Wahrheit vor vielen Jahren schon einmal lyrisch auf den Punkt brachte: „Wer macht hier Randale? / Immer der Vandale!“ Seit Jahren fordert deshalb die Wahrheit, die Vandalen nicht beim Namen zu nennen. Bekanntlich haben sie wegen gewisser Vorfälle in der Römerzeit ihren Ruf weg, aber die germanischen Wandervögel haben sich seit dem 6. Jahrhundert nichts mehr zu schulden kommen lassen. Fünfzehn Jahrhunderte später muss einfach Schluss sein mit den Vorverurteilungen. Wir fordern eine dringend notwendige Willkommenskultur gegenüber Vandalen. Wo ist eigentlich die Kanzlerin, wenn man sie mal braucht?

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