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Lachsangeln mit 007

Lautstarke Legenden: die australische Bluespunk-Band Scientists in Berlin

Von Robert Mießner

Kim Salmon hatte sich schön gemacht, als er Donnerstagabend die Bühne des Roadrunner’s Paradise Clubs in Prenzlauer Berg betrat. Das Publikum des Rockabilly-Schuppens ging größtenteils dunkel gewandet; der Sänger und Gitarrist in einem hellen Jackett, das auf der linken und rechten Vorderfront und dem Rückenteil mit je einem roten Lachs verziert war.

Fische wie Fans sollten in den darauf folgenden 90 Minuten etwas zu hören kriegen, was weniger mit Wassermusik als mit den über dem Clubtresen dekorativ drapierten Motorölflaschen zu tun hatte. Als habe er mit dem ganzen Regal gegurgelt, erklang stetig brodelnder Bluespunk, grundiert von ­Boris Sujdovic an einem präzise mahlenden Bass und Schlagzeugerin Leanne Chock hinter der Schießbude, die sie so exakt wie expressiv bespielte. Dass sie das weniger auf den klirrenden Becken als auf den tiefer klingenden Toms tat, ließ zusätzlich an einen außer Rand und Band geratenen Dschungel denken. Gitarrist Tony Thewlis legte darüber felsenfeste Hardrockfiguren; Salmon, wenn er die Gitarre an den Verstärker gelehnt und die Hände frei hatte, gestikulierte und erinnerte mit seinem Lockenschopf an Wayne Kramer von der US-amerikanischen Politrock-Band MC5 aus den späten Sechzigern.

Dabei hatte das Konzert wie ein Abendseminar begonnen: Salmon nämlich trug unterm Arm eine Kladde, die Songtexte und Setlists zu enthalten schien. Anfangs hielt er sie verkehrt herum; bevor er sich in einen singenden Schamanen verwandelte, wirkte Salmon wie ein zerstreuter Professor.

Die Songs gab er dann aus dem Gedächtnis. Auch eine Leistung, feiern doch die Scientists, die Band, mit der Salmon in Berlin gastierte, in diesem Jahr ihr 40. Jubiläum. Sie haben 9 Alben und 13 Singles veröffentlicht. Das klingt erst mal nach nicht viel, doch waren und sind Salmon und seine Mitstreiter noch in unzähligen anderen Formationen unterwegs: Beasts of Bourbon, The Surrealists, jene spezielle australische Melange aus Punks, die Bo Diddley, Jimi Hendrix und Nina Simone hören. Aus Erfahrung empfehlenswert!

Salmon, er hat den Begriff „Grunge“ geprägt, bevor er zum Verkaufsschlager wurde, und die Scientists spielten alte und neue Songs, darunter die im vorigen Herbst veröffentlichte ­Single „Mini Mini Mini“ und „You Only Live Twice“ von 1985. Ja, es ist der James-Bond-Song, und er steht ihnen gut. Am Ende dann, vor den Zugaben: „We Had Love“, 1983 erschienen. Die vier Minuten der Singleversion verdoppelten die Scientists am Donnerstag. Der Hinweis, dass es sich bei dem unsentimentalen Lied über traurige Dinge um keine Ballade handelt, erübrigt sich.

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