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Ich brauche die Essstörung nicht mehr

Der Film „Ich hab’s geschafft“ über Hamburger, die ihre Krankheit überwunden haben, hat im Metropolis Premiere

Manchmal rechnete sie beim Einschlafen nicht damit, wieder aufzuwachen

Von Wilfried Hippen

Filme werden aus den unterschiedlichsten Gründen gemacht. „Ich hab’s geschafft“ soll Menschen, die unter Essstörungen leiden, Mut machen. Die Therapie ist zumeist langwierig, es gibt viele Rückschläge und auf diesem schweren Weg verlieren fast alle Patienten mindestens einmal die Hoffnung, dass es jemals besser für sie werden könnte. Und da dies eher eine seelische als eine körperliche Krankheit ist, eine Heilung also nur im Bewusstsein möglich ist, hilft es, wenn sie sehen, dass es Menschen gibt, die in einer ähnlichen Situation wie sie waren, und es aus ihr heraus geschafft haben.

So hat denn auch das Hamburger Fachzentrum für Essstörungen Waage diese 65-minütige Dokumentation in Auftrag gegeben, und die „systemische Therapeutin“ Shirley Hartlage hat ihn, mit der fachlichen und filmtechnischen Hilfe der Firma Shoreless Pictures, inszeniert.

Entsprechend funktional wurde er dann auch montiert: Neun Menschen, die von der Krankheit geheilt wurden, erzählen darüber direkt in die Kamera. Zwischen den einzelnen Kapiteln gibt es als Ruhepunkte Aufnahmen von den Händen einer Künstlerin, die mit Buntstiften einen Baum zeichnet. Davon abgesehen, gibt es nur Nahaufnahmen von den sprechenden Protagonisten.

Nichts, und schon gar keine Filmkunst, soll davon ablenken, wie sie von ihrem Krankheitsverlauf und Heilungsprozess berichten. Und dies tun sie dann auch so differenziert, offenherzig und lebendig, dass man auch als nicht betroffener Zuschauer von ihren Erzählungen beeindruckt ist.

Von Bulimie und Magersucht sind vor allem Frauen betroffen, aber mit dem Schauspieler Marek Harloff gibt es zumindest einen Mann unter den Geheilten. Auch die ehemalige Präsidentin der Hamburger Bürgerschaft Kersten Artus erzählt davon, wie sie die Krankheit überwand.

„Ich brauche die Essstörung nicht mehr“, sagt eine Protagonistin und erzählt dann, dass die Krankheit für sie für eine lange Zeit eine Möglichkeit war, Konflikte einfacher zu ertragen. Es gibt viele solche Kernsätze im Film: Eine Frau spricht etwa von ihrer ständig „diätenden Mutter“, die mit dafür verantwortlich war, dass sie nie mit ihrem eigenen Körper zufrieden war.

Wie zerstörerisch die Krankheit sowohl seelisch als auch körperlich sein kann, wird klar, wenn eine andere Protagonistin erzählt, dass sie manchmal beim Einschlafen nicht mehr damit rechnete, morgens wieder aufzuwachen.

Die Premiere von „Ich hab’s geschafft“ findet am nächsten Montag um 19 Uhr im Hamburger Metropolis-Kino statt. Die Protagonisten und Filmemacher werden danach ein Filmgespräch führen.

Wegen der großen Nachfrage gibt es am Samstag, dem 16. Juni um 19 Uhr eine zweite Vorführung, allerdings ohne Gäste. Danach geht der Film auf eine Tour durch Kinos in anderen Städten. Die Termine werden auf der Homepage von Waage bekanntgegeben.

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