: Mimikry mit Würsten
Kakao, Kekse und Früchte statt Zunge, Blut und Fett: Wie man Süßspeisen zu einer unfassbar fleischigen Stofflichkeit verhilft
Schwebfliegen sind harmlose Gesellen. Weil sie so in der Natur nicht weit kommen, haben sie sich ein schwarz-gelbes Gewand angezogen. Als Bienen und Wespen verkleidet halten sie sich Feinde vom Leib.
Mimikry nennt sich dieses Prinzip, das es auch im kulinarischen Bereich gibt. Dort schreckt es Fressfeinde (die Menschen) zwar nicht vom Verzehr ab, verwirrt sie aber – etwa, wenn ein Krapfen mit Senf gefüllt ist. Haha. Lustig.
Den umgekehrten Weg, von salzig zu süß, geht die „Salame di cioccolata“, eine italienische Dessertspezialität. Sie imitiert die Wurst mit Kakao und Keksstücken. Und sie war das Vorbild für die Kreationen von Steffi Loos.
Aus Schokolade und Marshmallows, Nüssen und Trockenfrüchten, Butter, Zucker und Nutella schuf sie Salami, Mortadella, Zungenwurst und eine Chorizo, die sogar vegan ist. Es sind Meisterwerke der Mampfmimikry, vor allem die Texturen verleihen Loos’Süßigkeiten eine unfassbar fleischige Stofflichkeit.
„Gesetze sind wie Würste, man will nicht dabei sein, wenn sie gemacht werden.“ Für diese Würste gilt das nicht. Michael Brake
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