: Besser gleich das gute Zitat
Es geht um die Wurst, zum Beispiel. Sagen wir mal, mindestens 15 Zentimeter lang und in einen engen Naturdarm gezwängt, roh oder gebrüht, mit würziger Geschmacksnote. Also eine Thüringer. Die sich Thüringer Rostbratwurst aber nur nennen darf, wenn sie auch wirklich aus Thüringen kommt, weil es sich hierbei um eine geschützte geografische Angabe handelt, wie bei Champagner und weiteren Produkten, die einem das Leben erst schmackhaft machen. Der moderne Burgenbau. Was aber wäre das für eine Aufregung, wenn nun das Vereinigte Königreich sich seinen Britpop als Herkunftsbezeichnung schützen lassen wollte und möglicherweise dazu gleich noch die Rezepte, mit denen klassischerweise diese Musik verfertigt wird.
Da würde man doch in vielen Proberäumen dieser Welt plötzlich betätigungslos dastehen, weil Britpop eben nicht nur in Großbritannien hergestellt wird. Und das kann auch gar nicht anders sein, weil im Pop das Prinzip Nachahmung immer schon die treibende Kraft war. Der Tritt in den Hintern, selbst das zu machen, was andere vor einem getan haben. Auch wenn es immer wieder Bands gibt, die behaupten, sie klingen nun wirklich ganz anders, und sich deswegen gar nicht vergleichen lassen wollen.
Was natürlich bubenhafter Größenwahn ist.
Raffinierter dagegen, gleich mit einem Zitat zurückzuschlagen wie die Berliner Stereotapes, die sich für ihr Albumdebüt ein Motto von dem amerikanischen Folksänger Woody Guthrie geborgt haben. Auf seiner Gitarre hatte der den schönen Spruch kleben: „This Machine Kills Fascists“. Was bei den Stereotapes, auf die anderen Verhältnisse in Anschlag gebracht, nun heißt: „This Machine Kills Britpop“. Und wenn man nur mal nebenbei in das Album hört, klingt das tatsächlich nicht anders als diese ganzen Bands, die zum Beispiel vom Karrera Klub nach Berlin gebeten werden. Bei einer etwas intensiverer Beschäftigung hätte man sich vielleicht einen Produzenten gewünscht, der mit seiner ordnenden Hand das anständige Songmaterial etwas kompakter gestaltet hätte. Britpop aber ist das schon, der ironischerweise nun halt von Berlin aus gegen den Britpop angehen will. Hübsch. Am Samstag stellen die Stereotapes beim Festival de la Muerte im Dot Club ihr Album vor. THOMAS MAUCH
■ Stereotapes : Dot Club, Falckensteinstr. 47. Samstag, 21 Uhr. 4 €