: Tod aus dem Hubschrauber
SYRIEN Menschenrechtler werfen dem Assad-Regime erneut vor, Streubomben einzusetzen, die besonders gefährlich sind. Landesweit halten die Kämpfe an
ISTANBUL/NEW YORK/BEIRUT dpa/afp | Die syrische Luftwaffe setzt nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten im Krieg gegen die Aufständischen auch weithin geächtete Streubomben ein. Dies belegten Videos und Berichte von Augenzeugen, teilte die Organisation Human Rights Watch (HRW) am Sonntag in New York mit.
Demnach wurde die Streumunition unter anderem aus Hubschraubern abgeworfen. Streubomben verteilen beim Aufprall große Mengen von Sprengkörpern über weite Flächen. Sie verletzen und töten wahllos. Als Blindgänger sind sie auch nach dem Ende von Kämpfen vor allem für die Zivilbevölkerung gefährlich. Einer 2008 unterzeichneten Konvention, die den Gebrauch dieser heimtückischen Waffen verbietet, hat sich Syrien nicht angeschlossen. In über hundert Staaten ist der Einsatz verboten.
HRW zeigte sich besonders besorgt über Videos, in denen Männer und Kinder zu sehen sind, die mit nicht explodierten Streubomben hantierten. Diese könnten beim geringsten Kontakt in die Luft gehen.
Nach Angaben der Organisation kamen Streubomben bislang in den syrischen Provinzen Idleb, Aleppo, Homs, Lattakia und Damaskus zum Einsatz, vor allem an Orten entlang der Autobahn von Aleppo nach Damaskus sowie in der nordwestlichen Stadt Maarat al-Numan. Die Autobahn ist die Hauptverbindungsstraße in die umkämpfte nördliche Metropole; auch Maarat al-Numan liegt an dieser Strecke.
In dem Gebiet hatte es in der vergangenen Woche massive Gefechte zwischen Rebellen und Regierungstruppen gegeben. Informationen über Todesopfer hatte die Organisation zunächst nicht.
HRW warf dem syrischen Regime vor, das Leben der Zivilbevölkerung gering zu schätzen. Syrien solle den Einsatz dieser rücksichtslosen Waffen, die Menschen töteten oder zu Krüppeln machten, sofort beenden, heißt es. Im Juli hatte die Organisation zum ersten Mal den Verdacht geäußert, dass das Regime von Baschar al-Assad Streumunition einsetzt.
Die Gewalt in Syrien kostete seit Beginn des Aufstands vor 19 Monaten mehr als 32.000 Menschen das Leben. Allein am Samstag seien bei Kämpfen landesweit mehr als 190 Menschen getötet worden, berichtet die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Vor allem in einigen Vierteln der zentralsyrischen Stadt Homs lieferten sich Regierungstruppen und Rebellen nach Angaben von Aktivisten heftige Gefechte.