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Warum über Fußball in Russland berichten?

Von der Fußball-WM wird die taz ausführlich reportieren. Was motiviert uns, zu Putins Fußball-Show mehr als eine Tickernotiz anzubieten?

Was nützt ihnen die WM? Junge Männer langweilen sich in Saransk, einem der Austragungsorte Foto: reuters

Vor jedem Turnier die Frage, die Sie und wir uns stellen: Warum? Warum berichten wir über die Fußball-WM der Männer? Zumal aus einem Land, das bereits aus einem Visum für den ARD-Kollegen Hajo Seppelt eine politische Affäre macht; aus einem Land, in dem laut diversen Berichten staatlich orchestriert gedopt wird; aus einem Land, in dem Wladimir Putin regiert. Und dann das Ganze auch noch unter dem Dach eines Verbands, dem das Geld immer wichtiger ist als der Sport. Immer.

Also: Warum? Weil wir keinen besseren Lieblingssport haben. Und weil wir ihn niemals allein diesen Leuten überlassen sollten. Fußball ist Kultur, Fußball ist Geschichte.

Deshalb: Raus aus der Defensive! Holen wir uns das Spiel zurück! Wir werden auch in diesem Jahr wieder auf fünf Sonderseiten im Blatt über die Fußball-Weltmeisterschaft berichten. Wir werden auf taz.de mit Ergebnissen, Analysen und Livetickern präsent sein, wir werden im taz Café Public Viewings haben (mit parallelem Live-Liveticker aus dem Café), wir werden Texte in Leichter Sprache online wie in der Zeitung veröffentlichen – und erstmals auch einen täglichen Podcast, gemeinsam mit unseren Kolleg*innen von detektor.fm, anbieten. Das alles in einem Projektteam von 16 Kolleg*innen, die alle taz-Kanäle bespielen.

Unsere Sportreporter Johannes Kopp und Andreas Rüttenauer werden zusammen mit unserem Russlandkorrespondenten Klaus-Helge Donath alle Spielorte bereisen. Allein 8.000 Reisekilometer hat der Kollege Rüttenauer vor sich. Und in den Reportagen, die auf dieser Reise entstehen, wird es natürlich nicht nur um das Spiel und das Ergebnis gehen. Die drei werden auch die Pfade betreten, die die Fifa und das russische Organisationskomitee nicht für Journalist*innen vorgesehen haben. Wir werden über das Sportliche berichten, über das Politische und das Gesellschaftliche, über Homophobie, Rassismus und Hooligans, über viele Orte und Menschen.

Da gibt es Schmutziges, aber auch Schönes – wie in allen Bereichen des Zusammenlebens. Deshalb werden und wollen wir das Turnier in seiner Gesamtheit ernst nehmen – wie wir auch Themen aus Politik und Wirtschaft und Gesellschaft ernst nehmen. Denn: „Der Grundfehler ist, zu glauben, dass der Sport anders sei als der Rest der Gesellschaft“, hat der investigative Sportjournalist Hajo Seppelt vor den Olympischen Spiel in Pyeongchang im taz-Interview gesagt.

„Der Grundfehler ist, zu glauben, der Sport sei anders als der Rest der Gesellschaft“

Viele Menschen erwarteten den sauberen, ehrlichen, fairen Sport. „Darauf antworte ich gebetsmühlenartig: Wird es irgendwann einen Straßenverkehr geben ohne Leute, die bei Rot über die Ampel fahren? Die Frage würde doch niemand stellen. Warum hängen wir dieser Illusion an, dass es im Sport anders sein könnte?“ Seppelt beantwortete die Frage selbst: Weil Sportfunktionäre uns suggerierten, dass es so sei, dass der Sport besser sei als der Rest der Gesellschaft. „Aber das ist die Lebenslüge des Sports.“

Diese Lebenslüge zu hinterfragen, aber auch die schönen Momente des Sports zu beleuchten, sehen wir als unsere Aufgabe. Und das wird hoffentlich für Sie, liebe Leser*innen, immer bereichernd, informativ und auch unterhaltsam sein. Jürn Kruse

Die Fußball-WM der Männer 2018 in Russland: ab 14. Juni auf taz.de, in der gedruckten taz und im ePaper.

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