: Braunschweig stürzt in Dritte Liga
Holstein Kiel zerlegt Eintracht Braunschweig mit B-Elf 6:2 (4:2). Während Kiel weiter von der Bundesliga träumen darf, ist Braunschweig aus der 2. Liga abgestiegen. Geht Trainer Torsten Lieberknecht?
Von Marco Carini
Am Ende gab es nur Trost und Tränen. Kiels Trainer Markus Anfang nahm seinen Braunschweiger Kollegen Torsten Lieberknecht in den Arm, bemüht, Worte der Aufmunterung zu finden. Währenddessen ließen die Braunschweiger Spieler ihren Tränen freien Lauf. Nach einer 2:6-Niederlage in Kiel müssen sie den Gang in die Dritte Liga antreten. Die Kieler hingegen dürfen sich auf zwei Relegationsspiele gegen den VFL Wolfsburg freuen und zumindest bis Pfingstmontag noch von der Bundesliga träumen.
Dabei hatte für Braunschweig an diesem sonnigen Sonntag alles so gut begonnen. Anfang schonte gleich sieben angeschlagene oder von einer Gelbsperre bedrohte Stammspieler für die Relegation und ließ nur eine nicht eingespielte B-Elf auflaufen. Braunschweig nahm sofort das Heft in die Hand, ging durch Jan Hochscheidt bereits nach sechs Minuten in Führung und erzielte bereits drei Minuten nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Aaron Seidel (16.) das 2:1 nach einem sehenswerten Solo von Ken Reichel. Zu diesem Zeitpunkt war Braunschweig Tabellenzwölfter, weit weg vom Abstiegsabgrund.
Doch danach erlebten die nach Kiel mitgereisten 2.000 Brauschweiger Anhänger ein Debakel, an das sie sich noch Jahre erinnern werden. Innerhalb von elf Minuten zogen die Kieler durch drei Treffer von Steven Leverenz (22., 30.) und Rafael Czichos(33.) gegen eine völlig desolate Braunschweiger Hintermannschaft noch vor der Halbzeit mit 4:2 davon. Auch in der zweiten Halbzeit leisteten die „Löwen“ keine ernsthafte Gegenwehr; Lewerenz erhöhte gegen die desolat auftretenden Niederachsen mit zwei weiteren Toren noch auf 6:2. Durch diese Niederlage rutschten die Braunschweiger zum Saisonfinale das erste Mal in der gesamten Spielzeit auf einen Abstiegsplatz.
Für Lieberknecht könnte der unerwartete Abstieg das Aus in Braunschweig bedeuten. Genau zehn Jahre vor dem Abstieg an diesem Wochenende hatte der Übungsleiter, damals ebenfalls in der Dritten Liga, die Truppe übernommen und bis in die Bundesliga geführt. Noch vor einem Jahr kämpfte sich Braunschweig bis in die Relegation um den Aufstieg in die Bundesliga. Als Mitfavorit in die Zweitligasaison gestartet konnte das Team die Erwartungen nie erfüllen und ging zuletzt in den freien Fall in Richtung Drittklassigkeit über. Der Neuaufbau der Mannschaft in der Dritten Liga dürfte nun ohne Lieberknecht stattfinden.
Auch die Kieler sind auf der Suche nach einem neuen Trainer, da Anfang den Club in Richtung 1. FC Köln verlässt. Viel gravierender aber: Sollte der Aufstieg in die Eliteliga gelingen, haben die Kieler nicht einmal eine Spielstätte. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) versagte den Kielern die Spielgenehmigung für das Holstein-Stadion im Aufstiegsfall, weil dieses nur 10.200 Zuschauern und nicht wie in den DFL-Regeln festgeschrieben 15.000 Zuschauern Platz bietet. Die Kieler haben Widerspruch gegen diese Entscheidung eingelegt – Ausgang offen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen