: Alle gegen „Schild und Schwert“
Etwa 1.000 Nazis werden zum Nazikonzert in Ostritz erwartet. Doch die treffen auf breiten Widerstand
Von Michael Bartsch
Es wird laut in der Kleinstadt Ostritz zwischen Görlitz und Zittau: Zum Geburtstag Adolf Hitlers am 20. April wird die Kleinstadt an der Neiße Schauplatz eines Rechtsrockfestivals und mehrerer Gegenveranstaltungen sein. Etwa tausend Nazis aus Deutschland und Polen werden bis Sonntag zu Konzerten und Kampfsportvorführungen unter dem Motto „Schild und Schwert“ erwartet. Veranstalter ist der mehrfach vorbestrafte Thüringer NPD-Funktionär Thorsten Heise. Der früher der NPD angehörende hessische Unternehmer Hans-Peter Fischer stellt dafür das Gelände seines Hotels „Neißeblick“ zur Verfügung.
Auftreten werden Bands wie Kategorie C, die der rechtsextremen Hooliganszene zugeschrieben wird oder die Berliner Lunikoff Verschwörung um den vorbestraften Michael Regener, die auch beim vorjährigen Nazikonzert im thüringischen Themar spielte. Die Zentralstelle Extremismus Sachsen und drei Staatsanwälte werden deshalb das Festival beobachten.
Mit einem Gegenfestival „Rechts rockt nicht“ in unmittelbarer Nähe des Nazigeländes und mit einem Friedensfest auf dem Marktplatz wollen Bürger und linke Organisationen Zeichen gegen Nazismus und Führerkult setzen. Zu den Unterstützern und Organisatoren des Gegenfestivals zählen das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ sowie Linke, SPD und Grüne in Sachsen.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat die Schirmherrschaft für das Bürgerfest übernommen. In einer „Oberlausitzer Erklärung“ wandten sich 40 Bürgermeister gegen den Missbrauch einer Region, die sich nach 1990 wieder mühsam stabilisiert hat. Wer „Menschenrechte in Frage und Bezüge zu einem verbrecherischen System herstellt“, sei hier nicht willkommen, heißt es.
Für das Kulturbüro Sachsen ist das Ostritzer Festival „Ergebnis einer langjährigen Kontinuität organisierter neonazistischer Strukturen in Ostsachsen“. Allein im Landkreis Görlitz stünden sieben Objekte für Veranstaltungen zur Verfügung. Die Linken-Landtagsabgeordnete Kerstin Köditz erfuhr durch eine Kleine Anfrage, dass sich 2017 die Zahl der Nazikonzerte in Sachsen mit 46 gegenüber dem Vorjahr verdoppelt hat.
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