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Archiv-Artikel

Es kommt, wie‘s kommt

SENIOREN Das Hamburger UKE hat nachgewiesen, dass Gelassenheit der Gesundheit im Alter hilft

Knapp drei Viertel aller deutschen Rentner bezeichnen sich als zufrieden. Ein wichtiger Faktor ist dafür in der Psychologie schon länger bekannt: „Man geht davon aus, dass ein entspannter Umgang mit dem Altern im Allgemeinen und vermeintlich verpassten Chancen im Speziellen die emotionale Gesundheit im Rentenalter positiv beeinflusst“, sagt Stefanie Brassen vom Institut für systemische Neurowissenschaften am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE). Nur neurobiologisch fehlte für diese Erkenntnis bisher ein Nachweis.

Um diese Lücke zu schließen, untersuchte man am UKE die Hirnaktivitäten während eines Glücksspiels bei gesunden jungen und älteren Menschen sowie bei altersdepressiven Senioren. Bei dem Spiel stieg bei mehr Risikobereitschaft der mögliche Gewinn und gleichzeitig nahm die Gewinnwahrscheinlichkeit ab.

„Die Besonderheit an dem Experiment lag darin, dass wir die Probanden nach jedem Durchgang mit ihren verpassten Chancen konfrontiert haben“, erklärt die Forscherin. Sowohl die jungen als auch die älteren depressiven Testpersonen reagierten darauf mit Ärger. „Statt sich über einen kleineren Gewinn zu freuen, reagierten sie enttäuscht. Bei den gesunden Senioren war dagegen keine Enttäuschung nachweisbar.“

Die Forschungsergebnisse sollen helfen, Altersdepressionen vorzubeugen. „Depressionen im Alter haben negative Auswirkungen auf die Lebenserwartung. Wir müssen daran arbeiten, Risikofaktoren durch Therapieangebote aufzufangen“, so die Medizinerin.

Worin die liegen, weiß Martin Drascher, Oberarzt am evangelischen Krankenhaus Alsterdorf: „Altern bedeutet häufig Verlust auf vielen Ebenen, sei es nun die Arbeit, Mobilität oder sogar einen Partner. Die frühzeitige Akzeptanz ist ein wichtiger Faktor für emotionale Gesundheit im Alter.“

In seiner Station gibt es eine wöchentliche Gesprächsrunde für über 50-Jährige. „Wir helfen den Klienten, die Vorteile des Alters wahrzunehmen und zeigen Möglichkeiten auf, die zur Gesundheit beitragen können“, so Drascher. Dazu gehört zum Beispiel ein reges Sozialleben oder sinnvolle Aufgaben bis ins hohe Alter.  BIRK GRÜLING