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Treuer Partner kalte Schnauze

Menschen, Tiere, Sensationen: Die Performance „Hundeplatz“ in den Sophiensælen

Von Tom Mustroph

Hendrik Quast und Maika Knob­lich machen sich das Performancegeschäft gern schwer. Bekannt wurden sie mit einer mehrstündigen Performance, in der sie eine im Mülheimer Stadtforst gefällte Eiche im Theaterraum wiederaufbauten und diesen Aufbau mit performativen Einsprengseln und Kommentaren begleiteten. Sehnsucht nach Natur wurde in diesem „Urforst“ sichtbar. Es stellten sich aber auch Erkenntnisse darüber ein, wie künstlich selbst so etwas wie eine Deutsche Eiche ist, wie stark der Mensch als Forstwirtschaftler in Reproduktionsprozesse unter freiem Himmel eingreift und was von Repräsentationen überhaupt noch übrig bleibt.

In ihrer neuen Performance „Hundeplatz“ ist der eher stoi­sche und ja auch schon tote Ko-Performer Eiche gegen acht quicklebendige Hunde plus deren drei Besitzerinnen und Trainerinnen eingetauscht. Die Hunde tanzen und laufen Slalom. Sie werden im Restaurant bedient. Und einer, ein Welpe, wird sogar erneut geboren. „Wir suchen immer wieder die Herausforderung als Performer und wollen besondere Situationen ausloten, die komplex sind und uns der Überforderung aussetzen“, nennt Hendrik Quast nach einer glücklich absolvierten Probe mit den Tieren in den Sophiensælen sein Credo. Auf die Hunde und die Szene der Trainer ist das Performanceduo bei einer früheren Arbeit gestoßen. „Wir hatten damit gerechnet, bei unserer Recherche stärker auf Dressur und Schäferhunde zu stoßen. Dann haben wir aber den etwas weicheren Hunde­sport entdeckt, in dem es mehr um Kommunikation geht, und den Spaß, den beide haben, Menschen und ihre Partner, die Tiere“, erzählt Maika Knoblich.

Als „Partner“ bezeichnen die Trainerinnen im Stück tatsächlich ihre Hunde. Die Partnerschaft geht in der Performance so weit, dass Frau und Hund gemeinsam an einem kleinen Tisch im Restaurant Platz nehmen und Essen bestellen. So feine Dinge wie Nudeln mit Hühnerherzen und Schweinenasen gibt es. Knoblich, als einzige Frau ohne Hund im Etablissement, bestellt ebenfalls von dem Hundemenü.

Zwischen Lebewesen

Die Arbeit entwickelt ihren Reiz aus der Verschränkung von menschlichen und tierischen Verhaltensweisen. Das Tier wird zum gesellschaftlichen Wesen. Es erfüllt die Rollen, konditioniert selbstverständlich durch Futtergaben. Jedoch stößt diese Konditionierung, das Training, an Grenzen. Hier setzt die Herausforderung für die Performer ein. Mit ihrer neu geschaffenen Hundesportdisziplin Cross-Cruising stecken sie einen Parcours aus Disziplin und Unterwerfung, aber auch Emotionsaustausch und Resonanz zwischen Lebewesen ab. Man kann „Hundeplatz“ leicht als dekadentes Spiel abtun, in dem menschliche Bedürfnisse auf Hunde projiziert und die Tiere damit überfrachtet, überfordert und „vergesellschaftet“ werden. Die in den Theaterraum transferierte Subkultur von Hundetrainer und Hunden erschließt aber auch ein faszinierendes Erprobungsfeld von kommunikativen Praktiken und Wunscherfüllungsszenarien. Der Improvisationsanteil ist trotz sorgfältig gebauter Choreografie immens hoch, das Risiko des Misslingens trotz allen Trainings auch.

Nur eines ist bei dieser Erweiterung des Performanceraums noch untersagt: Weder dürfen die Performerhunde Zuschauerhunde einladen, noch ist es dem menschlichen Publikum erlaubt, die eigenen Vierbeiner mitzubringen.

Bis 25. 3., Sophiensæle

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