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Der Festival-Profi

Florian Vollmers hat auf drei norddeutschen Filmfestivals Erfahrungen als Presse-sprecher, Organisator, Manager und Leiter gesammelt. Eine Reise von Lübeck über Osnabrück nach Emden und zurück

Arbeitet gerade in Lübeck als Manager der Nordi- schen Filmtage: Florian Vollmers Foto: Olaf Malzahn

Von Wilfried Hippen

Lokale Filmfestivals sind im Aufwind. Während in den Programmkinos das Publikum wegbleibt und als Reaktion darauf dort immer mehr cineastische Konfektionsware geboten wird, steigen die Besucherzahlen bei den Filmfesten von Jahr zu Jahr. „Heute findet das abenteuerliche Gucken im Nischenkino auf den Festivals statt. Da ist der Saal auch bei einem lettischen Dokumentarfilm voll.“ sagt Florian Vollmers. Er muss es wissen, denn kaum einer kennt die norddeutsche Festivallandschaft so gut wie er.

Von 2012 bis 2016 war Vollmers Leiter des Unabhängigen Filmfests Osnabrück, für ein Jahr dann einer der Organisatoren des Internationalen Filmfest Emden-Norderney. Und seit 2017 hat er die Position des Festival-Managers auf den Nordischen Filmtagen Lübeck, einem der ältesten Filmfestivals des Landes, das in diesem Jahr zum 60. Mal veranstaltet wird. Hier machte er 2002 auch ein Praktikum und übernahm danach einige Jahre die Pressearbeit.

Wie aber wird man Festivalleiter? Vollmers wollte eigentlich Filmjournalist werden, hat Film- und Theaterwissenschaften, Skandinavistik und Soziologie studiert und kam dann 2001 genau zu Beginn der Medien-Strukturkrise auf den Arbeitsmarkt. Nicht mal ein Volontariat bekam er – also machte er sich selbstständig und war schnell frustriert vom Abstrampeln als freier Journalist. Die Pressearbeit in Lübeck lag ihm da mehr und er merkte, dass er als Organisator mindestens soviel Talent hatte wie als Autor. Nebenbei schrieb er übrigens mit seiner Kollegin Anne Jacoby Ratgeber für den Campus Verlag – der letzte über Bewerbungen für Jobs im Ausland trägt den schönen Titel „Kapstadt statt Karstadt“.

Als dann in Osnabrück ein neuer Festivalleiter gesucht wurde und Vollmers zuerst abgelehnt, dann aber kurzfristig doch genommen wurde, war das ein großer Schritt für ihn. Das Unabhängige Filmfest ist eines der kleineren Festivals der Region und das gesamte Team, abgesehen vom Leiter, arbeitet ehrenamtlich. Vor allem gesellschaftlich engagierte Filme werden dort gezeigt, im Wettbewerb wird der „Friedenspreis der Stadt Osnabrück“ verliehen.

In seinen fünf Jahren in Osnabrück setzte Vollmers unter anderem mit einem neuen Logo eine sanfte Modernisierung des Festivals durch, wobei er sich aus der Programmauswahl eher heraushielt: Die wurde traditionell basisdemokratisch von diversen Sichtungsgruppen des Fördervereins getroffen. Vollmers konnte dafür einen Eröffnungsfilm seiner Wahl durchsetzten und erinnert sich heute an Osnabrück als „eine schöne Erfahrung, weil ich das Festival relativ frei gestalten konnte“.

Ein Problem hatte er aber von seinen Vorgängern geerbt, an dem auch er nichts ändern konnte: Die Finanzierung war immer wieder unsicher, denn Land und Stadt sind wankelmütige Förderer: „Jedes Frühjahr habe ich gebangt, ob ich das Geld zusammen kriegen würde“, sagt Vollmer. Und am knappen Budget hing ein weiteres Problem, das ihn mit der Zeit immer mehr zermürbte: „Wenn du der Einzige beim ganzen Festival bist, der bezahlt wird und das immer wieder rechtfertigen musst, ist das anstrengend.“

Auch darum entschied er sich vor zwei Jahren zu einem Wechsel nach Emden, wo ihm ein Posten in der Organisationsleitung des dortigen Festivals angeboten wurde. Das „Internationale Filmfest Emden-Norderney“ ist vollkommen anders strukturiert als das Festival in Osnabrück. Es wurde aus einer Initiative der Volkshochschule heraus gegründet und so gibt es dort keinen einzigen ehrenamtlichen Mitarbeiter.Stattdessen werden alle im Team laut Vollmers „ganz anständig“ bezahlt. Für ihn ist Emden „ein Publikumsfestival in einer relativ kleinen Stadt in einer kulturell nicht gut ausgestatteten Region, das von Filmenthusiasten betrieben wird, die Arthousefilme in Originalfassungen auch bei sich zuhause sehen wollen.“

„Heute findet das abenteuerliche Gucken im Nischenkino auf den Festivals statt“

Florian Vollmers

Vollmers ging, so sagt er, mit der Perspektive nach Emden, langfristig mehr Verantwortung zu übernehmen. Denn der langjährige Festivalleiter Rolf Eckard hatte signalisiert, bald in den Ruhestand zu gehen und es schien so, als würde er mit Vollmers einen Nachfolger einarbeiten wollen. Doch diese Hoffnungen erfüllten sich nicht. Emden schien für ihn eher eine Sackgasse als eine Chance zu werden.

Da war es dann ein großer Glücksfall für Vollmers, dass in Lübeck die Stelle des Festival-Managers frei wurde – und die künstlerische Leiterin Linde Fröhlich meinte, ihr ehemaliger Pressesprecher würde gut zum Festival passen. Bei den „Nordischen Filmtagen“ ist die Leitung zweigeteilt, Vollmers ist seit dem Frühjahr 2017 für die technische Leitung des Festivals verantwortlich, er kümmert sich um das Geld, das Personal und die Organisation. Zudem schreibt er Anträge, um an die vielen verschiedenen Fördertöpfe zu kommen, aus denen sich das Festival finanziert.

Vollmers arbeitet das ganze Jahr lang für das Festival, wobei die intensive Phase im Juni beginnt, bis er im September und Oktober zwölf Stunden am Tag ohne freies Wochenende durcharbeitet. Dabei ist die Aufgabenverteilung nicht so eindeutig wie es scheint: Linde Fröhlich schreibt ebenfalls Anträge und Vollmers wird zum 100. Geburtstag seines Lieblingsregisseurs Ingmar Bergman das Programmkonzept für eine Hommage an ihn gestalten.

Die Nordischen Filmtage sind für Vollmers ein Festival, „das sich in den vielen Jahren in das Kulturgefüge der Stadt eingefräst hat. Indem es sich auf Filme aus Skandinavien und dem Baltikum konzentriert, hat es ein sehr klares Profil und dies ist wohl auch das Geheimnis seines Erfolgs.“ Mindestens fünf Jahre will Vollmers nun in Lübeck bleiben – und danach bleiben ja noch ein paar andere Filmfestivals im Norden, die er noch nicht organisiert hat.

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