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Pannenjet kostet Jobs

Airbus will 3.700 Stellen abbauen. Das betrifft auch das Bremer Werk

Von Karolina Meyer-Schilf

Eier legende Wollmilchsäue gibt es nicht. Das weiß eigentlich jeder, nur das Bundesverteidigungsministerium offenbar nicht. Es wollte ein Transportflugzeug, so weit, so gut. Aber eins, dass sowohl besonders hoch als auch besonders tief fliegen kann. Und besonders langsam genauso wie besonders schnell. Das fast auf jeder Schotterpiste landen kann, locker über 30 Tonnen transportieren, dabei aber besonders wendig in engen Kurven sein muss und auch sonst allerlei waghalsige Manöver beherrscht. Es soll in der Luft betankt werden können, aber auch andere Flugzeuge betanken. Wollen kann man viel. Und wer das eine will, muss das andere mögen.

Was die Bundeswehr und andere Streitkräfte schließlich bekamen, war der sogenannte „Pannenflieger“ Airbus 400M. Er wurde nicht nur immer teurer, sondern auch immer anfälliger. Dauernd geht irgendwas nicht, einer ist gleich beim ersten Testflug bei Sevilla abgestürzt, vier Menschen kamen dabei ums Leben.

Er und sein größenwahnsinniger ziviler Kumpel, der A380, sorgen nun dafür, dass Airbus insgesamt 3.700 Stellen streichen muss, 300 davon auch in Bremen, dem nach Hamburg zweitgrößten deutschen Airbus-Werk. Von den dort beschäftigten 5.200 MitarbeiterInnen arbeiten insgesamt 1.000 bislang am A400M, der Rest verteilt sich auf die Raumfahrtsparte und den zivilen Bereich, darunter der A380.

Doch sowohl den Riesenjet als auch den pannenverfolgten Militärtransporter wollen weniger Kunden haben als gedacht. Aufgrund der sinkenden Nachfrage wird die Produktion beider Flugzeuge daher gedrosselt: Von 19 Transportmaschinen, die im Jahr 2017 noch ausgeliefert wurden, soll die Produktion auf 15 in diesem Jahr und elf im Jahr 2019 gesenkt werden. Ab 2020 dann sollen vom A380 nur noch sechs und vom A400M nur noch acht Stück pro Jahr gebaut werden.

Im Bremer Werk werden der Rumpf des A400M sowie das Ladesystem gebaut und die Software installiert. Der Stellenverlust soll, so heißt es bislang, intern ausgeglichen werden – nach Möglichkeit sollen betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden. Die IG Metall pocht derweil auf den von ihr ausgehandelten „Zukunftstarifvertrag“: In dem sind betriebsbedingte Kündigungen bis zum Jahr 2020 ausgeschlossen.

Trotz der Schwierigkeiten ist Airbus wirtschaftlich erfolgreich und kann sich mit dem größten Konkurrenten Boeing zumindest noch auf Augenhöhe begegnen.

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