Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt:
Die Wanderlust ist ein Antrieb, den man übrigens genau so geschrieben auch im Englischen haben kann. Davon zeugt eine Reihe von unterschiedlichen Liedern dieses Titels, „Wanderlust“, zum Beispiel von Paul McCartney, von R.E.M. oder von Björk, die mit diesem Lehnwort dem Impuls nachgehen wollen, die Welt zu bereisen und zu erforschen. Raus aus dem Trott, anderes suchen. Einige Anregungen für mögliche Zielorte mag man gerade auf dem Messegelände bei der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) finden, wobei das Fernweh eindringlicher doch bestimmt bei Konzerten angeregt werden kann.
Ohne dass deswegen hier jetzt ein Folkloreprogramm serviert sein soll.
Traditionelle Rancheras oder eine Mariachi-Musik wird man also nicht hören beim Konzert von Mint Field heute am Donnerstag im Loophole, nur weil das Duo – Estrella Sanchez und Amor Amezcua – aus Tijuana, Mexiko, kommt. Die beiden sind noch reichlich jung und packen einen weggehuschten Gesang mit Erinnerungen an die warmen Folkstimmungen von Yo La Tengo in sanft krachige und verzerrte Gitarrenklangwolken. Dazu gibt es ein geheimnisvolles Säuseln und was sonst noch so den Hallraum von Shoegazertum und Dream Pop wirklich sehr apart auszufüllen vermag (Boddinstr. 60, 21 Uhr).
Richtung Osten mit den Ohren geht es am Donnerstag im Acud, mit einem Doppelpack aus Teheran, Iran. Die Band Lamss ist mit Postpunk zu hören und der prinzipiell auch für Experimente offene Singer-Songwriter Makan Ashgvari mit in sich gekehrten und gern schwermütigen Liedern, die meist ein wenig anders klingen, als man das sonst so von den (westlichen) Liedermachern kennt (Veteranenstr. 21, 21 Uhr, 12 €).
Auf Zeitreisen – bei der ITB nicht unbedingt im Angebot – kann man sich in der Akademie der Künste machen, wo es mit „Underground und Improvisation“ schon zurück in die Zukunft geht, mit zwei Ausstellungen: „Notes from the Underground“ beleuchtet den oftmals ziemlich wilden Musik- und Kunstbetrieb im sogenannten Ostblock abseits der offiziellen Kulturszene; „Free Music Production“ zeichnet die Geschichte von FMP, dem Berliner Hardcorelabel für den Free Jazz von 1968 weg nach. Im Begleitprogramm will man auch aktuelle Musikentwicklungen im Bezug zu diesen damaligen Avantgarden sondieren. Und wie toll das weiterhin klingt, ist am Mittwoch bei der Eröffnung zu hören, wenn zuerst die FMP-Legenden Rüdiger Carl und Sven-Åke Johansson aus dem Stegreif musizieren und danach Vladimir Tarasov sein Schlagzeug liebkost (Hanseatenweg 10, 19 Uhr, Eintritt frei).
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