: Wenn Frauen Einfluss üben
Unter dem Titel „Women of Influence“ wird im Bremer City 46 eine Reihe von Filmen stilbildender Regisseurinnen gezeigt
Von Wilfried Hippen
„Wann haben Sie das letzte Mal einen Film von einer Frau gesehen?“ Diese Frage stellten vor gut zehn Jahren Frauen aus der Filmbranche im Rahmen einer Kampagne, um darauf hinzuweisen, dass nur wenige Frauen Entscheidungsträgerinnen bei Filmproduktionen sind. Grundsätzlich hat sich daran nichts geändert: Von den 24 Wettbewerbsfilmen der gerade beendeten Berlinale wurden nur vier von Frauen inszeniert. Um deutlich zu machen, wie stilprägend die Arbeiten von einigen „Frauen mit Einfluss“ in der Filmkultur sind, zeigt das Bremer City 46 im März Filme von sechs dieser Filmkünstlerinnen.
Die Reihe beginnt in dieser Woche mit „The Future“ von Miranda July, einer Multikünstlerin, die sich in ihren Filmen als Hauptprotagonistin auch immer selbst inszeniert. Sie spielt eine phlegmatische Mitdreißigerin, die durch eine verletzte Katze aus ihrem Alltagstrott gerissen wird.
In „Women without men“ erzählt die iranische Künstlerin Shirin Neshat von vier Frauen, die sich während des persischen Militärputsches von 1953 in einem paradiesischen Garten treffen. Der Film „XXY“ von der argentinischen Autorin und Regisseurin Lucía Puenzo erzählt die Geschichte von Alex, die zugleich ein Junge und ein Mädchen ist. Ihren Debütfilm inszenierte Puenzo einfühlsam und mit einer feinen Balance zwischen Tragik und Komik. Auch „Tomboy“ von Céline Sciamma zeigt die Geschichte eines jungen Menschen, der zwischen den Geschlechtern wechselt: Weil Laure sich nicht wie ein Mädchen fühlt, verwandelt sie sich in Michael, trägt kurze Haare und Hosen. Die anderen Kinder nehmen ihre Veränderung als ganz natürlich hin. Kathryn Bigelow geht mit ihren Filmen in der US-amerikanischen Realität dahin, wo es weh tut. In „The Hurt Locker“ erzählte sie von einem Bomben-Entschärfer im Irakkrieg. 2008 bekam sie dafür einen Oscar für die beste Regie verliehen – als erste Frau überhaupt. In „Zero Dark Thirty“ zeigte sie die Suche nach Osama Bin Laden und schockierte das Publikum dabei mit realistischen Folterszenen. Ihr neuster Film „Detroit“, der im City 46 zwischen dem 23. und dem 27. März gezeigt wird, macht zornig über den Rassismus, der im Jahr 1967 in den USA zu den Aufständen der afroamerikanischen Innenstadt-Bewohner führte.
Der polnischen Regisseurin Agnieszka Holland ist in den 90er-Jahren mit Filmen wie „Der geheime Garten“, „Washington Square“ und „Klang der Stille“ der Sprung nach Hollywood gelungen. Ihren neusten Film „Die Spur“ drehte die inzwischen 69-Jährige wieder in Polen. Der Film hat märchenhafte Züge mit Grimm’schen Anspielungen, ist ein Ökothriller über illegales Jagen und Tierquälereien in einem kleinen Dorf an der polnisch-tschechischen Grenze. Und nicht zuletzt ist er auch eine Detektivgeschichte mit einer exzentrischen Ermittlerin, die an Miss Marple erinnert. Holland hat einen im besten Sinne des Wortes merkwürdigen Film inszeniert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen