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Archiv-Artikel

Kulturbehörde mit provisorischen Kopf

Um die Verwaltungskultur steht es in Bremens Kulturverwaltung schlecht. Die Neustrukturierung der Kulturbehörde ist bisher kaum vorangekommen. Ein Vertrauter des CDU-Vorsitzenden Neumann soll nun kommissarischer Verwaltungsleiter werden

Bremen taz ■ „Wir sind auf gutem Wege“, sagt Kulturstaatsrätin Elisabeth Motschmann. Dem Weg zur Reorganisation der Kulturbehörde, deren Leiter Reinhard Stroemer seit Monaten weg ist – erst von seiner Arbeit entbunden, inzwischen an der Hochschule Bremen untergekommen. Ein neuer ist nicht in Sicht, die Stelle nicht einmal ausgeschrieben. Das Schicksal des Kulturhauptstadt-Büros schwebt im Ungewissen. Und dabei hätte die Kulturbehörde ein Stück Klarheit es nötiger denn je.

Am 1. Oktober soll nun ein neuer Mann kommen. „Ich möchte zu Personalien nichts sagen“, sagt Motschmann. Was sie nicht sagen will: Ralf-Uwe Wenzel, der Verwaltungsleiter des Bremer Büros in Berlin, soll als Verwaltungsleiter der Kulturbehörde nach Bremen kommen. Privat möchte er zurück an die Weser, weil seine Familie hier lebt. Politisch hat er die richtigen Drähte, der CDU-Landesvorsitzende Bernd Neumann vertraute ihm die „B-Länder-Koordination“ in Berlin an, Wenzel vertritt also Bremen bei den internen politischen Absprachen der CDU-Länder.

Motschmann will Wenzel, das scheint klar. Der Personalrat ist bei dem Thema genauso zugeknöpft wie die Staatsrätin, da gab es dicke Luft. „Ich gehe davon aus, dass es eine Ausschreibung geben wird und mehrere Bewerber“, sagt Kultur-Personalrat Klaus Brunsemann. Wenn Wenzel im Oktober anfängt, dann ist das also „kommissarisch“ – bis die Ausschreibung beendet ist, sagt Motschmann.

Gleichzeitig soll nämlich die lange vakante Stelle des fachlichen Kultur-Abteilungsleiters ausgeschrieben werden und es wäre ja nicht schlecht, wenn die beiden Positionen mit Personen besetzt würden, die miteinander arbeiten können. Sonst wäre weiteres Theater vorprogrammiert. Beim Theater, wo die Doppelkopf-Spitze schlecht harmoniert, wird gerade überlegt, den auslaufenden Vertrag des Verwaltungsdirektors nicht zu verlängern, um den Posten gemeinsam mit dem neuen Intendanten zu besetzen.

Eine arbeitsfähige Behördenspitze wäre schon ein Fortschritt. Trotz aller Lippenbekenntnisse halten sich nämlich die Gerüchte, dass der neue Kultursenator, der mit einen Federstrich den über Neumann-Kontakte nach Bremen geholten Pressesprecher Klaus-Hubert Fugger aus dem Amt kegelte, auch die von Neumann gestützte Staatsrätin Motschmann nicht mehr so frei walten lassen will. Ein Indiz: Bewerbungen auf die Ausschreibung des neuen Theater-Intendanten sollten, so der Entwurf, an die Kultur-Staatsrätin im Kulturressort gehen. Im veröffentlichten Text steht an der Stelle, Adressat sei der Senator für Kultur c/o Senator für Wirtschaft, Jörg Kastendiek. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Eindeutig ist hingegen, dass die Kulturbehörde umziehen soll. Irgendwann im kommenden Jahr, wenn am Altenwall, wo früher die SPD-Fraktion residierte, genügend Platz frei und die Immobilie hinreichend renoviert ist. Tapetenwechsel kann nie schaden. Und warum braucht ein Mini-Ressort mit nur 30 oder 40 MitarbeiterInnen plus Staatsrätin und Senator eine zweiköpfige Leitung? Alle Senatsressorts haben „zwingend zwei Abteilungen“, sagt Motschmann auf diese Frage, eine Fachabteilung und eine Abteilung „interne Verwaltung“. Immerhin zwei Jahre lang war die Position nicht besetzt. Eine Person könnte beide Aufgaben nicht zusammen übernehmen, sagt Motschmann, weil das ein “arbeitsintensives Ressort“ sei.

Klaus Wolschner