wortwechsel: Mobil, aber unglücklich? Alles verquer im Verkehr?
Dieselstinker. Billigflieger. Bierbikes. Maut für Reisebusse? Ampelchaos? Schwierige Verkehrslage: Verbote lassen auf sich warten – aber ist das Verbieten überhaupt die Lösung?
Politikerluft
„Reizgas und Reizworte“
taz vom 23. 2. 18
Liebe tazzlerinnen, ich bin so froh, dass es die taz gibt! Heute bedanke ich mich bei Bernhard Pötter für seinen Kommentar. Aber wie abgebrüht die Autohersteller und Politiker sind, dass sie an ihrer Vorgehensweise nichts ändern.
Die Abgebrühten können von Glück sagen, dass die Menschen in diesem Land so angepasst und ruhig sind. Eigentlich müssten jeden Tag diese Dieselstinker brennen, aber dadurch würde die Luft leider auch nicht besser. Außerdem wird vom Gesetzgeber immer noch der Diesel-Treibstoff subventioniert, und auch das ist ein Unding!
Es gibt auch die Lärmkomponente. Es werden PKWs und Motorräder hergestellt, deren Motoren die Lärmgrenze bei weitem übersteigen. Lärm macht auch krank! Aber die Hersteller und Politiker sind wohl krank von dem kapitalistischen Gedanken, dass es immer ein Mehr geben muss; aber letztendlich atmen sie doch alle … die Luft.
So muss es wohl strotzende Dummheit sein. Peter Trenn, Berlin
„Feindliches Grün“
„Niemand mehr soll unter die Räder kommen“, taz vom 19. 2. 18
An einer Ampel Kreuzung für alle Richtungen gleichzeitig „Grün“?
An fast allen Ampel geregelten Kreuzungen haben abbiegende Autofahrer und die geradeaus wollenden Radfahrer und Fußgänger gleichzeitig „Feindliches Grün“ (Fachausdruck!). Wenn man als Ungepanzerter da nicht misstrauisch aufpasst, kann es zum Unfall kommen.
Was kann man tun, um die Sicherheit der Ungepanzerten an Ampelkreuzungen zu erhöhen? Viele Kreuzungen haben nur eine einzige Fahrspur für den Autoverkehr mit der Möglichkeit, auch abzubiegen. Die Lösung für solche gefährlichen Kreuzungen wäre, die Ampeln der Fußgänger und Radfahrer nur noch auf Anforderung grün zu schalten.
Um zu verhindern, dass Fußgänger und Radfahrer ungeduldig werden und bei Rot gehen oder fahren, sollten sie vorrangig Grün bekommen. Die dafür notwendigen Taster sind an den meisten Kreuzungen schon vorhanden. Die Zeitspanne zum Betreten des Überwegs sollte kurz sein, um den motorisierten Verkehr nicht unnötig zu behindern.
Ein kleines, aber deutsches Problem ist es hier, dass Radfahrer und Fußgänger kein Räum-Signal haben: Die Ampeln der Radfahrer und Fußgänger schalten direkt von Grün auf Rot. Sobald das Rot kommt, sind manche Autofahrer aber der Meinung, dass diese Leute von der Straße vertrieben werden müssen.
Hans-Jürgen Heckemann, Dresden
Maut für Busse?
„Wenn der Bus kommt“, taz vom 13. 2. 18
Als seit 30 Jahren tätiger Busunternehmer ist mir die Forderung nach einer Maut für Busse völlig unverständlich. Die Maut müssen immer die Verbraucher bezahlen, in diesem Fall die eher einkommensschwachen Nutzer. Busunternehmer zahlen über die Dieselsteuer und Fahrzeugsteuer ihren Anteil an den Straßenkosten. Im Vergleich zu den Konkurrenten Flug und Bahn erhalten Busunternehmen keinerlei Unterstützung. Es gibt oft nicht mal vernünftige Haltemöglichkeiten für Busse, was dazu führt, dass eine Großstadt wie Köln von den Fernlinienbussen nicht angefahren werden darf. Und Busse sind die aufgrund ihrer Verbrauchsdaten (circa 0,5 Liter/Person auf 100 Kilometer) und seit über 10 Jahren moderner Adbluetechnik das mit Abstand umweltfreundlichste Verkehrsmittel.
Durch die Förderung der Billigflieger über kaum versteuertes Kerosin und subventionierte Flughäfen ist der umweltfreundliche Busverkehr nach Spanien fast zusammengebrochen. Unter anderem auch wegen der hohen Mautkosten in Frankreich und Spanien. Da fliegt die Schulklasse doch lieber und auch noch billiger an die Costa Brava oder nach Rom. Helmut Mai, Hosenfeld
„Das Bierbike ist der giftig-demokratische Stachel im Gesäß des Bildungsbürgertums“, taz vom 24. 2. 18
Stammtisch auf Rädern
Der ehemals tumbe Stammtisch befreit sich aus den Wirtshausfesseln und rollt auf der Straße. Welche frei wurde, als seine islamophoben Schwestern und Brüder den Reichstag entehrten.
Die taz gibt den weltoffen-aufklärerischen Stachel im Reinheitsbemühen der Hauptstadtkoalition. Ruft rußpartikelfreies Rudelsaufen zum Leitmotiv urban-ökologischer Lebensfreude aus. Und raubt dem arbeitsamen Provinzspießbürger den letzten Restan Orientierung.
Universalgebildet, libertär und bierselig. Aber dennoch unfertig.
Werner Schottenloher, Regensburg
Keine Spaßbremsen
Lieber Alem Grabovac, vielen Dank für den Bierbikeartikel. Ich arbeite am Potsdamer Platz, da kommt alles vorbei: Segways, original stinkende Trabis mit Touris drin, früher das Bierbike, Touris in kleinen und großen Herden auf Leihrädern. Die Fahrräder freuen mich, die fahren zwar nicht sehr verkehrsfreundlich – aber das ist doch ein Einstieg ins Fahrrad-gut-Finden. Exportschlager vielleicht? Busse stehen jedenfalls viel blöder rum.
Das Bierbike hat mich immer gefreut: Spaß haben mit Fahrrad – auch das Bierbike ist eine gelungene Werbung für die Vorzüge der pedalen Fortbewegung.
Die wirklich übel stinkende Trabi Safari (http://www.trabi-safari.de/) gibt es, soweit ich feststellen kann, anders als das Bierbike, immer noch in Berlin-Mitte. Und die ist eine echte Belästigung und Gesundheitsgefährdung – könnte man die nicht verbieten? Aber nein: da geht es ja um Autos. Und die sind ein Kulturgut. Und Geschichte.
PS: Darth Vader & die Storm Troopers & wer nicht alles am Brandenburger Tor fand ich auch eine nette Abwechslung. Zu viel Kulturbeflissenheit ist echt eine Spaßbremse. SIlke Karcher, Berlin
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