piwik no script img

Bibliothek schlägt Alarm

Steigende Besucherzahlen und keine schnelle Lösung in Sicht: Die Zentral- und Landes-bibliothek Berlin hat ein Platzproblem

„Das ist echter Notstand hier“

Volker Heller, Direktor der Zentral- und Landesbibliothek

Von Daniel Stoecker

1,4 Millionen Menschen besuchten im vergangenen Jahr die Häuser der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB). Das seien mehr Besucher als die aller Landesmuseen zusammen, so Volker Heller, ZLB-Direktor, auf dem Jahrespressegespräch am Donnerstag. Und auch 85.000 mehr als noch 2016. Doch in den Erfolgszahlen liegt auch das Problem: Es mangelt an Platz.

Über 4.000 Besucher zieht es alleine jeden Samstag in die Amerika-Gedenkbibliothek am Blücherplatz in Kreuzberg. Viele von ihnen kommen jedoch nicht nur zum Ausleihen von Büchern, sondern auch zum Arbeiten. Ursprünglich waren die Räumlichkeiten der ZLB in der Amerika-Gedenkbibliothek sowie in der Berliner Stadtbibliothek in Mitte für 500 öffentliche Lese- und Arbeitsplätze konzipiert.

Zwar konnte man diese Anzahl im vergangenen Jahr noch einmal von 651 auf 800 Plätze erhöhen, aber auch diese reichen nicht aus. „Wenn wir 20 neue Arbeitsplätze schaffen, sind die morgen schon belegt“, schildert Volker Heller die Situa­tion, „das ist echter Notstand hier“.

Dabei hat man Ideen für die Zukunft, will die Bibliothek weiterentwickeln, modernisieren. Technische Entwicklungen und eine veränderte Stadtgesellschaft stellen die Bibliotheken vor neue Anforderungen. Man denke daher für die Zukunft an Bürger-Terminals, an denen Menschen ein Zugang zu digitalen Medien ermöglicht werden soll. Doch auch den großen Ideen steht wenig Platz gegenüber und eine schnelle Lösung scheint nicht in Sicht. Aktuell versuche man über erweiterte Öffnungszeiten die Lage zu entspannen, heißt es seitens der ZLB.

Seit Jahren fordert die ZLB eine bauliche Zusammenführung der verschiedenen Standorte unter einem Dach. Ein Gutachten liege dem Senat bereits vor, so Heller. Danach wären alternativ ein Ausbau der Amerika-Gedenkbibliothek oder ein Neubau auf dem Marx-Engels-Forum in Mitte möglich. Aus der von Klaus Lederer (Linke) geführten Senatsverwaltung für Kultur heißt es am Donnerstag, man hoffe, die Entscheidung über den Standort bis Ende 2018 treffen zu können, mindestens aber innerhalb der laufenden Legislaturperiode.

Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek forderte noch für dieses Jahr eine Standortentscheidung. Nur eine Erweiterung der Amerika-Gedenkbibliothek kommt dabei aus ihrer Sicht infrage. „Die jahrelange Hängepartie rund um eine geplante Zentral- und Landesbibliothek muss ein Ende haben“, erklärte Kapek.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen